00:00:00: Einblick - der Podcast
00:00:02: Willkommen beim Einblick-Podcast, der Podcast für den Tieferen und dennoch knackigen Einblick in die relevanten Ereignisse des Gesundheitswesens der vergangenen Woche vom Gesundheitsmanagement der Berlin Chemie.
00:00:18: Heute ist der 11. Juli 2025.
00:00:22: Welche Themen standen in dieser Woche im Mittelpunkt?
00:00:27: Europäische Union fördert Bio-Wissenschaften, 10 Milliarden Euro jährlich sollen Innovationen stärken und Marktzugänge leichtern.
00:00:34: Künstliche Intelligenz in der Kardiologie
00:00:38: Mars sagt plötzliche Herztode mit 93 Prozent Genauigkeit voraus.
00:00:43: Digitale Krankentransporte starten,
00:00:46: UberHealth will Patient*innenfahrten zentral abrechnen und Prozesse optimieren.
00:00:52: Apotheken sollen Angebot erweitern,
00:00:55: Premierversorgung mit Blutdruckmessen, Impfen und Blutabnahmen geplant.
00:00:59: Womit starten wir?
00:01:07: Die Europäische Union will bis 2030 zum weltweit attraktivsten Standort für Bio-Wissenschaften werden.
00:01:14: Die EU-Kommission stellte dafür eine umfassende Life-Science-Strategie mit jährlich über 10 Milliarden Euro Förderung vor.
00:01:22: Damit sollen schnellere Innovationen, leichteren Marktzugang und gestärktes Vertrauen in neue Technologien erreicht werden.
00:01:29: Konkret plant die Kommission einen europäischen Rechtsakt für Biotechnologie und 300 Millionen Euro für die Beschaffung bio-wissenschaftlicher Innovation.
00:01:38: Der Bundesverband Medizintechnologie BVMED begrüßt die EU-Initiative.
00:01:44: Diese wichtigen Impulse müssten vor Ort verstärkt werden.
00:01:48: Deutschland braucht einen eigenständigen Medtech-Dialog und Strategie-Prozess betont BVMED-Geschäftsführer Dr. Mark Pierre Möll.
00:01:57: Die deutsche Medizintechnikbranche beschäftigt über 212.000 Menschen und erwirtschaftet 41 Milliarden Euro Jahresumsatz.
00:02:05: Damit ist sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Land.
00:02:09: Wie innovativ die Medizintechnik bereits heute ist, zeigt eine bahnbrechende Entwicklung aus den USA.
00:02:16: Forscher*innen der Johns Hopkins University haben Mars entwickelt.
00:02:20: Mars steht für Multimodal Artificial Intelligence for Arithmia Risk Stratification.
00:02:27: Eine multimodale künstliche Intelligenz zur Risikostratifizierung von Herzrhythmusstörungen.
00:02:33: Das KI-System sagt plötzliche Herztode mit bis zu 93 Prozent Genauigkeit voraus.
00:02:39: Bisherige Methoden erreichten nur 50 Prozent.
00:02:42: Das System analysiert elektronische Gesundheitsakten, cardiologische Befunde und MRT-Bilder mit einem tiefen, neuronalen Netz.
00:02:50: Besonders Patient*innen mit Hypertrofer Cardiomyopathie profitieren von der präziseren Risikovorhersage.
00:02:58: Mars könnte unnötige Defibrillator-Implantationen vermeiden und gezitere Therapien ermöglichen.
00:03:04: Die Technologie zeigt keine systematischen Verzerrungen bei Alter oder Geschlecht.
00:03:09: Sie benötigt jedoch noch die regulatorische Zulassung für den klinischen Einsatz.
00:03:15: Während KI-Systeme die medizinische Diagnostik revolutionieren,
00:03:19: drängen Tech-Konzerne auch in andere Bereiche des Gesundheitswesens.
00:03:24: UberHealth hat seinen Dienst in Deutschland gestartet.
00:03:27: Das Unternehmen will Krankentransporte digitalisieren.
00:03:31: Medizinische Einrichtungen können über die Plattform "Fahrten für Patient*innen" buchen.
00:03:36: Diese sollen günstiger sein als herkömmliche Taxidienste.
00:03:40: UberHealth verspricht eine zentrale Abrechnung und detaillierte Datenanalysen.
00:03:45: Die Taxi-Branche protestiert gegen die neue Konkurrenz.
00:03:49: Thomas Croker vom Taxi- und Mietwagenverband Deutschland warnt vor mangelnder Expertise bei der Beförderung "Kranker Menschen".
00:03:56: Krankenkassen zeigen sich dennoch gesprächsbereit.
00:03:59: Die DRK-Gesundheit prüft eine mögliche Partnerschaft, fordert aber die Einhaltung komplexer Datenschutzbestimmungen und Unterstützung elektronischer Verordnungen.
00:04:09: Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Zukunftspaktpflege" hat ihre Arbeit aufgenommen.
00:04:21: Ziel ist es, die chronischen Finanznöte der Pflegeversicherung zu lösen.
00:04:26: Im vergangenen Jahr verzeichnete die Pflegeversicherung ein Defizit von rund 1,5 Milliarden Euro.
00:04:32: Trotz einer jüngsten Beitragsanhebung drohen weitere Erhöhungen.
00:04:37: Der Arbeitsgruppe gehören Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, Familienministerin Karin Prien,
00:04:43: die zuständigen Ressortschefinnen der Länder sowie Vertreter*innen der Kommunalen Spitzenverbände und der Koalitionsfraktionen an.
00:04:50: Die Zeit drängt, denn der Bundesrechnungshof warnt vor einer drohenden Finanzlücke in der Pflegeversicherung.
00:04:57: Bis 2029 könnte ein Defizit von gut 12 Milliarden Euro entstehen.
00:05:02: In einem Bericht an den Haushaltsausschuss kritisieren die Prüfer*innen, dass die notwendigen Reformen seit Jahren ausbleiben.
00:05:09: Sie betonen, dass es nicht an Erkenntnissen, sondern an politischen Willen zur Umsetzung fehle.
00:05:15: Die Lage bei den Pflegeanbietern ist besonders dramatisch. Im ersten Halbjahr schlossen 22 Heime, 20 Tagespflegedienste und 170 ambulante Pflegedienste.
00:05:27: Die Ursachen sind vielfältig. Staatliche Eingriffe in die Lohnpolitik erhöhten die Personalkosten um über 20 Prozent.
00:05:35: Gleichzeitig belasten steigende Energiekosten und Inflation die Betriebe.
00:05:40: Hinzu kommen massive Verzögerungen bei der Kostenerstattung. Sozialämter zahlen oft erst nach fünf bis 14 Monaten, was kleinere Einrichtungen in existenzielle Nöte bringt.
00:05:51: Der Anteil der Sozialhilfeempfänger*innen in Heimen hat sich auf bis zu 39 Prozent mehr als verdoppelt.
00:05:58: Ein Heim mit 100 Betten muss dadurch jährlich einen Betrag von knapp 1,5 Millionen Euro vorfinanzieren.
00:06:05: Ministerin Warken betonte bei der konstituierenden Sitzung der Bund-Länder-Arbeitsgruppe, dass ohne zusätzliche Steuermittel keine Stabilisierung möglich sei.
00:06:15: Die geplanten Bundesdarlehen von 500 Millionen Euro in diesem Jahr und 1,5 Milliarden Euro im nächsten Jahr reichten nicht aus.
00:06:23: Sie forderte Kapitaldeckungselemente und warnte, dass es keine zusätzlichen Leistungen geben werde.
00:06:29: Verschiedene Reformvorschläge liegen bereits auf dem Tisch. Bundesfamilienministerin Karin Prien kündigte eine Reform der Familienpflegezeit noch in diesem Jahr an.
00:06:39: Sie will damit die 86 Prozent der pflegebedürftigen unterstützen, die zu Hause versorgt werden. Brandenburg fordert, sich auf schwerstpflegebedürftige Menschen zu konzentrieren.
00:06:51: Die private Krankenversicherung stellt sogar den niedrigsten Pflegegrad komplett in Frage.
00:06:57: Die Arbeitsgruppe ...
00:06:59: prüft verschiedene Finanzierungsmodelle. Dazu gehören die Übernahme versicherungsfremder
00:07:03: Leistungen durch Steuermittel, die Begrenzung der Eigenanteile und eine verstärkte private
00:07:09: Vorsorge. Heimbewohner*innen zahlen aktuell im ersten Jahr durchschnittlich fast 3.000
00:07:14: Euro monatlich aus eigener Tasche. Die Tendenz ist steigend.
00:07:19: Die Linkspartei und Wohlfahrtsverbände kritisieren die geplante Pflegereform. Sie warnen vor
00:07:25: einer Zweiklassenpflege und fordern, dass Pflegepraktiker*innen stärker in die Diskussion
00:07:30: einbezogen werden. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe werden mit Spannung erwartet, da sie die Zukunft
00:07:36: von derzeit knapp 6 Millionen Pflegebedürftigen beeinflussen.
00:07:40: Videosprechstunden boomen. Rund 2,7 Millionen Mal haben Patient*innen 2024 digital mit ihrer Ärztin
00:07:55: oder ihrem Arzt gesprochen. Das entspricht einer Steigerung um 1/4 im Vergleich zum Vorjahr.
00:08:00: Der neue Trendreport des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung ZI zeigt,
00:08:06: dass die Digitalisierung der Medizin langsam Fahrt aufnimmt.
00:08:09: Doch neben den Erfolgen bei den Videosprechstunden gibt es ein ernstes Problem. Immer mehr Ärzt*innen
00:08:16: denken ans Aufführen. Bürokratie und Überlastung treiben sie aus dem Beruf, warnt ZI-Vorstandschef
00:08:23: Dr. Dominik von Stillfried. Die 75 Millionen Versicherten in Deutschland brauchen ihre
00:08:29: Praxen dringender denn je. Den Link zum kompletten ZI-Report finden sie in den Shownotes.
00:08:36: Nach dem Bund-Länder-Treffen zur Krankenhausreform steht fest, der Referentenentwurf für
00:08:48: das Krankenhausreform-Anpassungsgesetz kommt in den nächsten Tagen. Bundesgesundheitsministerin
00:08:54: Nina Warken kündigte beim Sommerempfang der Deutschen Krankenhausgesellschaft DKG an,
00:08:58: dass das Gesetz nach der Sommerpause ins Kabinett eingebracht werden soll.
00:09:02: Die Bundesregierung setzt im Gesundheitswesen weiterhin auf zusätzliche Arbeitskreise
00:09:08: und Gesprächsformate, statt dringend notwendige Reformen anzugehen. Diese Verzögerung konkreter
00:09:14: Entscheidungen stößt bei Krankenkassen und anderen Akteuren auf scharfe Kritik.
00:09:18: Sie fordern angesichts wachsender Finanzierungsprobleme und Versorgungsrisiken rasches, entschlossenes
00:09:24: Handeln, um das Gesundheitssystem zukunftsfest zu machen.
00:09:28: Die Ministerin betonte, dass die Reform verbessert, aber nicht "verwässert" werde. Sie kündigte
00:09:34: mehr Ausnahmeregelungen für Kliniken im ländlichen Raum an. Zudem sollen Umsetzungsfristen
00:09:40: verlängert und die Vorhaltevergütung auf 2028 verschoben werden. Die Grundprinzipien
00:09:46: der Reform, bundeseinheitliche Leistungsgruppen und Qualitätsstandards bleiben jedoch erhalten.
00:09:52: Finanziell können sich die Krankenhäuser über frisches Geld freuen. Der Bund erhöht
00:09:57: seinen Beitrag zum Transformationsfonds auf 3,5 Milliarden Euro pro Jahr. Dadurch sinkt
00:10:02: der Anteil der Länder auf 1,5 Milliarden Euro. Zusätzlich erhalten die Krankenhäuser
00:10:08: 4 Milliarden Euro als Inflationsausgleich durch Rechnungsaufschläge von knapp 3,5 Prozent.
00:10:14: Die Krankenkassen sind besorgt über die angekündigten Änderungen. Der GKV-Spitzenverband warnt vorzu
00:10:21: vielen Ausnahmeregelungen. Besonders kritisch sehen die Kassen die geplanten länderspezifischen
00:10:27: Definitionen für Fachkrankenhäuser. Sie befürchten, dass diese Definitionen die
00:10:32: Möglichkeit schaffen, von bundesweiten Qualitätskriterien abzuweichen.
00:10:36: Varken kündigte überraschend an, den Bundesklinik Atlas abzuschaffen. Sie kritisierte die Plattform,
00:10:43: die ihr Vorgänger Karl Lauterbach eingeführt hatte, als unnötige Doppelstruktur. Das deutsche
00:10:48: Krankenhausverzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft sei bereits vorhanden und deutlich
00:10:54: günstiger zu betreiben. Die Atmosphäre zwischen Bund und Ländern hat sich spürbar verbessert.
00:11:00: Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl Josef Laumann scherzte, man müsse bei Varken
00:11:06: kein eigenes Salz mehr mitbringen, eine Anspielung auf die salzarme Ernährung ihres Vorgängers.
00:11:11: Die konstruktivere Gesprächskultur führte dazu, dass die Verhandlungen sogar eine halbe Stunde
00:11:17: früher als geplant endeten.
00:11:19: Die schwarz-rote Regierungskoalition plant eine umfassende Apothekenreform. Das Apothekenpackungsfixum
00:11:33: soll nach über 13 Jahren von 8,50 Euro auf 9,50 Euro steigen. Bundesgesundheitsministerin
00:11:40: Nina Warken kündigte an, die Reform nach der Sommerpause anzugehen.
00:11:44: Apotheken sollen künftig mehr Aufgaben in der Primärversorgung übernehmen. Tanja
00:11:50: Machalette, die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, nennt Blutdruckmessen, Impfen und Blutabnahmen
00:11:56: als mögliche neue Leistungen. Die Politik möchte damit auf den Ärztinnenmangel und
00:12:01: den wachsenden Onlinehandel reagieren. Versandapotheken verzeichneten im ersten Quartal ein Umsatzplus
00:12:07: von knapp 8 %. Die Apothekerverbände fordern dennoch ein Versandverbot für verschreibungspflichtige
00:12:14: Medikamente. Onlineanbieter setzen hingegen auf ein gutes Nebeneinander.
00:12:19: Die Bundespolitik verabschiedet sich in die Sommerpause. Doch die Probleme in der Welt
00:12:35: bleiben bestehen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich die Zahl der Hitze-Toten in europäischen
00:12:41: Städten durch den Klimawandel verdreifacht hat. Die jüngste Hitzewelle forderte besonders
00:12:46: viele Opfer. In zwölf Großstädten starben rund 2300 Menschen, davon etwa 2/3 in Folge
00:12:54: der durch den Klimawandel zusätzlich erhöhten Temperaturen. Forschende warnen, dass künftige
00:12:59: Sommer noch gefährlicher werden und fordern dringend Maßnahmen, um die Folgen des Klimawandels
00:13:04: abzumildern. Ohne sofortigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen drohen extremere Hitzewellen
00:13:10: mit tausenden zusätzlichen Todesopfern. Besonders gefährdet sind ältere Menschen über 65.
00:13:16: Hat Ihnen die breite und bunte Palette an Nachrichten und Informationen gefallen? Gerne
00:13:25: können Sie unseren Podcast weiter empfehlen. Schreiben Sie uns Ihre Anregungen und Fragen
00:13:30: bitte an. Gesundheitsmanagement@berlin-chemie.de. Sie finden unsere Kontaktdaten auch in den
00:13:38: Schonels. Wir freuen uns, wenn Sie am nächsten
00:13:41: Freitag wieder dabei sind beim Einblick-Podcast vom Gesundheitsmanagement der Berlin-Chemie.