EinBlick – Der Podcast

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00:00:00: Einblick nachgefragt.

00:00:02: Willkommen bei Einblick nachgefragt,

00:00:08: dem Podcast mit Interviews und Gesprächen zum Gesundheitswesen

00:00:11: vom Gesundheitsmanagement der Berlin Chemie.

00:00:14: Vernetzt, digital, zukunftsfest.

00:00:18: Wie das Ärztennetz Hamburg ambulante Medizin neu denkt.

00:00:22: Fachjournalist und Einblickredakteur Christoph Nitz,

00:00:25: sprich mit Dr. Andreas Schüsseler,

00:00:27: Vorstandsvorsitzender des Ärztennetz Hamburg-EV

00:00:30: über die Entwicklung und Bedeutung des Ärztennetzes,

00:00:33: das vor über 25 Jahren gegründet wurde,

00:00:35: um die Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten

00:00:39: sowie regionalen Krankenhäusern zu fördern.

00:00:42: Das Netzwerk verbindet heute mehr als 340 Ärztinnen und Ärzte

00:00:46: sowie 10 Kliniken in Hamburg

00:00:48: und setzt sich für innovative Versorgungsstrukturen,

00:00:51: intersektorale Zusammenarbeit

00:00:53: und nachhaltige Konzepte im Gesundheitswesen ein.

00:00:56: Dr. Andreas Schüsseler ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

00:01:00: und seit über 30 Jahren in der ambulanten Versorgung tätig.

00:01:04: Nach Approbation und Promotion 1983

00:01:08: war er zunächst als Sanitätsoffizier aktiv,

00:01:11: bevor er sich 1996 in Hamburg niederließ.

00:01:15: Als Mitbegründer und heutiger Vorstandsvorsitzender

00:01:18: des Ärztennetz Hamburg-Eingetragender Verein,

00:01:21: engagiert er sich für innovative Versorgungsstrukturen,

00:01:24: die interdisziplinäre Zusammenarbeit

00:01:27: und nachhaltige Entwicklungen im Gesundheitswesen.

00:01:30: Dabei unterstützt spezialisiertes Fachpersonal das ärztliche Team,

00:01:34: etwa durch Case Management und digitale Anwendungen

00:01:37: und er treibt die Anerkennung des Ärztennetzes

00:01:40: durch die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg voran.

00:01:43: Das Ärztennetz Hamburg treibt digitale Innovationen voran.

00:01:47: Darunter die Modellregion Thematik Infrastruktur,

00:01:50: die seit 2023 Pilotprojekte zur Digitalisierung

00:01:54: in Praxen und Kliniken umsetzt.

00:01:57: Über 160 Praxen, Kliniken, Apotheken und weitere Partner

00:02:01: arbeiten zusammen, um digitale Anwendungen

00:02:04: wie die elektronische Patientenakte, den TI-Messenger

00:02:07: und einen digitalen Terminpool zu etablieren.

00:02:10: Zudem engagiert sich das Netzwerk für Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen.

00:02:14: Etwa durch den Wettbewerb Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

00:02:18: der Praxen- und Krankenhäuser motiviert,

00:02:20: ressourcenschonende Maßnahmen umzusetzen.

00:02:23: Diese Initiativen entlasten Praxesteams,

00:02:26: verbessern die Kommunikation und fordern eine moderne, effiziente Versorgung.

00:02:31: Guten Tag Herr Dr. Schüßler.

00:02:39: Ich freue mich, dass Sie Zeit für den Einblick potgast finden.

00:02:42: Guten Tag, herzlichen Dank für die Einladung.

00:02:45: Das erste Netz Hamburg feiert sein 25-jähriges Bestehen

00:02:50: und dieses Netzwerk bindet 340 Ärztinnen und 10 Kliniken als Mitgliedern.

00:02:56: Deshalb, was zeichnet Ihr Netzwerk aus

00:02:59: und welche Ziele und Vorteile bietet es sowohl den Praxen

00:03:03: und Kliniken, die beteiligt sind, als auch den Patienten?

00:03:06: Also zunächst erstmal muss vorweggeschickt werden.

00:03:09: Ich weiß nicht, inwieweit man das sonst voraussetzen kann,

00:03:12: dass die Gründung der Ärztennetze

00:03:14: um die Jahrtausendwende politisch vorangetrieben wurden,

00:03:18: um letztlich den Kassenärztlichen Vereinigungen

00:03:21: bei der Versorgung der Bevölkerung

00:03:24: in gesundheitlichen Angelegenheiten Unterstützung zu geben.

00:03:27: Da dachte man vor allen Dingen an große Flächenstaaten,

00:03:31: die ärztlich zunehmend schlechter besetzt sind.

00:03:33: Das war also schon vor 25 Jahren so.

00:03:36: Und dann hat man gesagt, dafür könnten wir Netzwerke gründen,

00:03:39: die dabei den Kassenärztlichen Vereinigungen zu Hilfe stehen.

00:03:43: Nun muss man sagen, dass in Hamburg vor 25 Jahren

00:03:46: damals jedenfalls noch gar nicht irgendein Ärztemangel bestand,

00:03:51: sondern die Versorgung der Bevölkerung war gut

00:03:53: und es gab eher Ärzte im Überfluss.

00:03:56: Dafür war durch die beginnenden, ja, sagen wir mal,

00:03:59: schlechter werdenden finanziellen Möglichkeiten

00:04:02: der Kampf zwischen den Fachrichtungen sehr groß,

00:04:05: weil nach dem Gefühl des einen der andere zu viel Geld

00:04:09: verdiente und umgekehrt.

00:04:11: Und da war also doch zwischen den Fachabteilungen

00:04:15: der verschiedenen Medizin-Einrichtungen

00:04:18: ein großer Konkurrenzkampf.

00:04:20: Und da haben wir gesagt, es kann nicht zu unserem Vorteil sein,

00:04:24: wenn wir uns auch noch gegeneinander agieren,

00:04:27: sondern wir sollten uns zusammentun

00:04:29: und dafür sorgen, dass wir alle vernünftige Arbeitsbedingungen haben.

00:04:32: Das war die Motivation einer kleinen Stammtischrunde

00:04:36: von ungefähr 15 Kolleginnen und Kollegen

00:04:38: der unterschiedlichen Fachrichtung,

00:04:40: die im Hamburger Nordwesten sich zusammengetan haben

00:04:43: und gesagt haben, wir gründen ein Ärztennetz.

00:04:45: Ich hatte das Vergnügen damals dabei sein zu dürfen

00:04:48: und wir haben einfach ein Netzwerk gegründet

00:04:51: mit dem Ziel, unsere Interessen zu bündeln

00:04:54: und nicht nur das, sondern auch Krankenhäuser,

00:04:57: regionale Krankenhäuser mit einzubinden

00:05:00: und damit auf den ersten Schritt zu einer besseren

00:05:03: intersektoralen Versorgung zwischen Patientenärzteschaft

00:05:07: und Gesundheitsdienstleistern, Krankenhäusern zu initiieren.

00:05:11: Das ist uns offensichtlich gelungen.

00:05:13: Jedenfalls hat die Zahl der Mitglieder deutlich zugenommen.

00:05:16: Ich betone das deswegen,

00:05:18: weil das war eigentlich eine politische Bewegung,

00:05:21: die die Netzgründung ermöglichte.

00:05:24: Wir haben aber gar nicht aus diesem primären Grund

00:05:27: das Netz gegründet, sondern weil wir uns einfach zusammenschließen wollten,

00:05:30: unabhängig von besonderen Fachgruppen

00:05:33: oder unabhängig von Pflichtmitgliedschaften,

00:05:36: wie es in der Kassenärztlichen Vereinigung

00:05:38: oder der Ärztekammer der Fall ist,

00:05:40: sondern wir wollten für uns und für unsere Patienten

00:05:43: gemeinsam das Leben leichter machen.

00:05:46: Das war sozusagen der Gründungsimpuls.

00:05:49: Und nun können Sie auf 25 Jahre zurücksehen.

00:05:52: Meine Frage nochmal, Herr Dr. Schüsseler,

00:05:55: was hat Sie persönlich motiviert,

00:05:57: also sich zum einen zu engagieren

00:05:59: und dann auch jetzt den Vorsitz des Ärztelnetzes zu übernehmen?

00:06:03: Also, als ich damals dazu kam,

00:06:05: habe ich das ziemlich offen getan,

00:06:08: einfach in den Bemühen,

00:06:10: in einer freiwilligen ärztlichen Vereinigung aktiv zu sein

00:06:14: und zum Wohle aller mich mit einzubringen.

00:06:17: Das war die ursprüngliche Motivation.

00:06:19: Damals als Gründungsvorsitzender war ein Herr Dr. Tim,

00:06:23: ebenfalls Orthopäde, der das über einige Jahre gemacht hat.

00:06:27: Dann hat ein Hals-Nasen-Ohrenarzt, der Dr. Hul,

00:06:30: das für einen langen Zeitraum auch etwa neun oder zehn Jahre fortgesetzt.

00:06:34: Dann kam eine Kollegin,

00:06:36: die das für eine Periode von zwei Jahren gemacht hat,

00:06:39: die Frau Dr. Thies.

00:06:41: Und dann hat man mich gefragt, ob ich das machen wollte.

00:06:44: Und dann habe ich gedacht, okay,

00:06:46: jetzt kann ich das in Rheinkultur versuchen,

00:06:48: umzusetzen, wo ich die ganzen Jahre auch mitgewirkt habe.

00:06:51: Und das muss man sagen,

00:06:53: das Ärztennetz war und wird auch zukünftig sein,

00:06:56: immer ein Spiegel der politischen Medizinlandschaft.

00:07:00: Ich will sagen, wir haben also nicht für uns selber hingelebt,

00:07:04: sondern wir haben uns immer den politischen Vorgaben nach ausgerichtet

00:07:08: und haben unsere Aktivitäten danach gestaltet.

00:07:11: Und das ist bis heute so geblieben,

00:07:13: sodass man auch jetzt noch nicht weiß,

00:07:15: wie wird das in zehn Jahren sein,

00:07:17: weil das ist sehr stark davon abhängig,

00:07:19: was die Medizinlandschaft dann aussieht.

00:07:21: Und wir wollen ja, das war die ursprüngliche Krede

00:07:24: und das ist es auch heute,

00:07:26: wir wollen für die Ärzte,

00:07:28: gerade für die Ärzte in der Niederlassung

00:07:30: und für die Patienten solche Voraussetzungen schaffen,

00:07:34: dass der Ärztestand und der Beruf des freien Arztes,

00:07:39: dass der erhalten bleibt,

00:07:41: einerseits und zum zweiten,

00:07:43: ein reibungsloser Ablauf,

00:07:45: ohne Konkurrenz mit den Krankenhäusern erfolgt.

00:07:48: Diese intersektorale Verknüpfung ist uns sehr wichtig

00:07:51: und es ist uns auch gelungen mit unseren mittlerweile zehn Krankenhäusern,

00:07:55: die mit im Netz sind,

00:07:57: diese Interaktion dauerhaft zu pflegen

00:08:00: und das ist natürlich zum Wohle der Patienten.

00:08:03: Also ist es immer ein Spiegel der politischen Situation,

00:08:06: was sich ja auch in den heutigen Aktivitäten immer wiederfindet.

00:08:09: Anfang 2022 hat ihr Netzwerk eine digitale Arbeitsgruppe

00:08:15: auf den Weg gebracht und sie erhielten im März 2023

00:08:19: dann den Zuschlag als Thematik, Infrastruktur, Modellregion, Hamburg und Umland.

00:08:25: Wie kam es dazu und was bedeutet dieser Modellregionsstatus konkret

00:08:29: für die Hamburger Arztpraxen und Einrichtungen?

00:08:32: Also aus diesem Gedanken heraus,

00:08:36: wir hatten das, will ich vielleicht noch vorweg schicken,

00:08:38: ein Klimawettbewerb,

00:08:40: weil wir gesagt haben, nach dem 129. Deutschen Ärzte-Tag

00:08:44: wo der Klimaschutz auch als vordringliches Ziel der Ärzteschaft propagiert wurde.

00:08:50: Wir wollen was tun, auf eigene Initiative hin

00:08:54: und wollen also den Klimaschutz vorantreiben.

00:08:57: Dieses Projekt ist mit großer Resonanz innerhalb der Ärzteschaft,

00:09:01: wo übrigens nicht nur die Mitgliedsärztinnen und Ärzte des Ärztennetzes,

00:09:06: sondern alle Ärztinnen und Ärzte in Hamburg eingeladen waren,

00:09:10: daran mitzumachen, da das eine gute Resonanz war.

00:09:13: Haben wir gesagt, die Digitalisierung wird zwar überall von den Politikern

00:09:18: vollmundig durch die Gegend getragen und scheinbar geht es alles weiter,

00:09:23: aber auch die Bilanz der Gematik damals war also doch relativ dürftig

00:09:28: und es haperte an den Umsetzungen im praktischen Bereich bei den Praxen

00:09:34: und Ärztinnen und Ärzte waren wenig motiviert, das zu tun.

00:09:38: Und dann hat die Gematik das einzig Richtige gemacht, sie hat nämlich gesagt,

00:09:42: wir müssen quasi Proberigionen schaffen, wo die einzelnen Pilotprojekte

00:09:47: geschaffen werden. Und da Hamburg als relativ kleiner,

00:09:53: kleines Bundesland einen guten, gute Aktionsmöglichkeiten hat,

00:09:59: Punkt 1 und Punkt 2, wir aufgrund der Infrastruktur mit Praxenkrankenhäusern,

00:10:05: Gesundheitsdienstleistern, ein gutes Netzwerk haben,

00:10:10: auf das man aufbauen kann, hatten wir die Initiative und haben gesagt,

00:10:14: so wir wollen jetzt alle Stakeholder zusammenziehen, die in Hamburg

00:10:19: mit der Digitalisierung beschäftigt sind und wollen mal sagen,

00:10:23: wie weit ist der Stand der Dinge, was sind unsere Wünsche,

00:10:27: was sind unsere Bedürfnisse und wie können wir die Digitalisierung vorantreiben.

00:10:31: Da war also von Modellregion noch überhaupt nicht die Rede.

00:10:37: Und dann haben wir einige einen Digitalausschuss gegründet im Ärztennetz

00:10:42: und haben die anderen Einrichtungen, Krankenhäuser, UKE und die großen Ketten hier,

00:10:48: das Klebius vor allen Dingen und Agaplesion und so eingeladen, daran mitzuwirken.

00:10:54: Und das ist offensichtlich aufgefallen, aufgefallen bei der Politik,

00:10:59: sodass dann irgendwann nach einem Vortrag auch von der Gematik, die wir eingeladen hatten,

00:11:05: die uns angesprochen haben und gefragt haben, ob wir uns nicht für diese Modellregion bewerben wollen.

00:11:10: Das war der Startschuss.

00:11:12: Weil wir hatten natürlich und haben dafür ideale Voraussetzungen,

00:11:16: weil alle Nutzer der Telematikinfrastruktur bei uns als Netzmitglieder vorhanden sind.

00:11:21: Wir haben also kurze Wege, wir haben das Bedürfnis mitzugestalten

00:11:25: und wir haben die Möglichkeit gehabt, auch eine über das Ärztennetz,

00:11:29: eine Institution zu schaffen, eine Gesellschaft für solche geschäftlichen Aktivitäten,

00:11:35: die dann nicht erfahren selber, sondern eben diese Gesellschaft

00:11:39: mit einer kleinen Tochterfirma eingetreten ist, wo wir Personal eingestellt haben,

00:11:44: um das Ganze eben auch technisch und knowhowmäßig zu begleiten.

00:11:48: In der Modellregion, Sie haben es schon angedeutet,

00:11:52: arbeiten ja sehr viele noch über Ihr Ärztennetz hinaus mit.

00:11:56: Mehr als 160 Praxendlinigen, Apotheken und weitere Partner sind dort zusammen.

00:12:01: Wie läuft denn die Zusammenarbeit dieses bunten Bündnisses in der Praxis?

00:12:06: Welche Erfahrungen machen Sie mit dem Austausch zwischen so vielen weiteren und verschiedenen Akteuren?

00:12:12: Also zunächst erstmal gibt es nach Vorgabe der Gematik immer so genannte Cluster,

00:12:19: die für jedes Pilotprojekt zusammengefasst werden.

00:12:22: Es sind also nie alle 160 Leistungserbringer, Institutionen, so der offizielle Terminus,

00:12:29: sondern es sind immer, je nach Bedarf, um die 80 bis 100 Teilnehmer,

00:12:37: die dazu auserkoren sind, dafür ist das richtige Verhältnis zwischen Praxenkrankenhäusern,

00:12:42: Apotheken oder auch Zahnärzten oder jetzt auch Physiotherapeuten.

00:12:47: Es kommen immer welche dazu, je nachdem, welches Pilotprojekt bearbeitet wird.

00:12:51: Und dann, das wird übers Netz bekannt gemacht und dann werden diese Praxen angesprochen.

00:12:58: Und wir haben auch viele, die teilnehmen wollen, die aber dann darüber hinaus nicht mehr reingenommen werden können,

00:13:05: weil das einfach eine Begrenzung ist, auch von der Gematik, wie viel daran teilnehmen dürfen.

00:13:09: Und die werden dann geschult, dann wird gesagt, um was es geht, die kriegen einen technischen Support.

00:13:16: Es ist ja wichtig, auch weil alle Praxen oder Krankenhäuser unterschiedliche Softwarehäuser haben,

00:13:22: wie die Schnittstellen konfiguriert sind, was man da beachten muss.

00:13:25: Da gibt es eine Menge Kinderkrankheiten, die müssen ausgeschaltet werden.

00:13:29: Und dafür haben wir unsere sogenannte Timo, Telematik-Infrastruktur-Modellregion.

00:13:37: Diese Firma ist mit Computerfachleuten besetzt und einem Projektleiter,

00:13:43: dem Herrn Habeta, der also sowohl Arzt als auch IT-Fachmann ist, die das also dann managen.

00:13:50: Wir haben Fortbildungseinrichtungen online, wo die Projekte vorgestellt werden,

00:13:55: praktische Veranstaltungen, wo das gemacht wird und wo also auch der Flow dieses ganzen Pilotprojektes immer überwacht wird,

00:14:03: mit anschließender Abschluss, ja, wie soll man sagen, Abschlusstestat bzw. Bewertung,

00:14:11: weil das dann an die Gematik beportet werden muss.

00:14:15: Da haben Sie mir das richtige Stichwort geliefert.

00:14:18: Die Gematik begleitet ja die Pilotprojekte in den Modellregionen eng.

00:14:23: Und deshalb meine Frage, wie gestaltet sich die Kommunikation und die Kooperation mit der Gematik hier bei Ihnen in Hamburg?

00:14:30: Fühlen Sie sich mit Ihren Rückmeldungen gehört und wie fließen Ihre Erfahrungen in die Weiterentwicklung der digitalen Anwendungen ein?

00:14:37: Also, man muss sagen, dass wir ja damit angefangen hatten, wie Sie vorhin schon sagten,

00:14:42: und 2023 und dass dieses Projekt zunächst für drei Jahre bestimmt war.

00:14:50: Diese Projekte sind auch entsprechend der vorgegebenen Zeitachse immer fristgerecht absolviert worden

00:14:58: und wir haben ein entsprechendes Feedback an die Gematik gegeben.

00:15:02: Dazu muss man sagen, auch die wissen ja nicht, wie es hundertprozentig läuft,

00:15:06: sondern das ist ja ein Running System, was langsam erst zeigen muss, wo sind die Schwachstellen,

00:15:12: wo sind die besonders gut funktionierenden Punkte und das wird dann sozusagen zeitnah umgesetzt.

00:15:19: Wir haben also die Projekte immer fristgerecht beenden können und haben eine direkte Rückmeldung gegeben

00:15:26: an die Gematik, die ja dann, ich glaube, es war vier, fünf Monate später noch in Franken,

00:15:32: eine zweite Modellregion ausgerufen hat, die also ähnliche Projekte betreiben

00:15:38: und wir sind mittlerweile auch miteinander verbunden für den Erfahrungsaustausch

00:15:43: und die Gematik ist sehr dankbar dafür, dass innerhalb des Netzes beziehungsweise dieser Modellregion

00:15:50: so eine gute Kommunikation herrscht und ich würde das Verhältnis zwischen Gematik und Ärztennetz

00:15:57: beziehungsweise Modellregion als sehr gut bezeichnen, weil der eine froh darüber ist, was der andere macht

00:16:03: und wenn es jetzt gewisse Probleme gibt, die aufgezeigt werden, die zum Beispiel

00:16:08: einer politischen oder organisatorischen übergeordneten Regelung bedürfen,

00:16:13: dann ist die Gematik hier uns sehr hilfreich und damit letztlich auch der Digitalisierung sehr hilfreich.

00:16:19: Also die sind da sehr zugewandt und dankbar für entsprechende Anregungen aus den Modellregionen.

00:16:26: Ja, das freut uns denn, die Digitalisierung soll ja insgesamt ein Fahrt aufnehmen.

00:16:31: Kommen wir zu der elektronischen Patientenakte EPA, die wurde ja zum Jahresanfang an alle Versicherten gefertigt,

00:16:40: sofern die nicht widersprochen haben und meine Frage wäre, was ist Ihr Fazit nach den ersten Monaten

00:16:47: der Pilotphase EPA für alle in Hamburg? Glaubt es gut mit der Integration der elektronischen Akten

00:16:53: in Ihren Praxisalltag und wo sehen Sie die größten Chancen, aber auch Herausforderungen?

00:16:59: Ja, das ist sehr kompliziert. Das ist sogar kompliziert für uns, weil man muss sagen,

00:17:05: das, was jetzt vollmundig über die elektronische Patientenakte propagiert wird, nämlich, dass man auf seiner Karte

00:17:12: alle Informationen hat, die dann kurzfristig für den Arzt zur Verfügung stehen.

00:17:17: Das ist noch nicht ganz so einfach, wie man sich das vorstellt.

00:17:21: Das Ganze gilt auch für die Telematik, Infrastruktur, Kommunikation, weil sie müssen sich eines

00:17:28: grundsätzlich vorstellen, sowohl im Krankenhaus als auch in den Praxen.

00:17:32: Die Kolleginnen und Kollegen haben ja einen normalen Arbeitstag mit der Spächtunde

00:17:37: und es ist schwer möglich, jederzeit jedes Anliegen, ob E-Mail, Telefon, Ansprache

00:17:45: durch die MfAs, Internet und sonst wie für jedermann verfügbar zu sein.

00:17:50: Das ist einfach vom Workflow gar nicht darstellbar.

00:17:53: Das ist natürlich beabsichtigt politisch, dass eben durch die verschiedenen Kanäle

00:17:58: jederzeit aktuelle Informationen über alles verfügbar sind.

00:18:03: Nun muss man sagen, in Zeiten der Digitalisierung geht es ohne elektronische Patientenakte

00:18:09: nicht mehr, denn das ist natürlich viel schneller als wenn man durch Anruf

00:18:13: und dann erhält man das Fax und das dauert denn alles, die wichtige Informationen erhält,

00:18:18: sodass also die Option, sowas verfügbar zu haben, schon wichtig ist.

00:18:23: Aber es ist ein Irrglaube zu sagen, wenn ich jetzt die EPA habe und vielleicht noch die Kim,

00:18:28: dass ich also hier zeitgleich und aktuell sofort meinen Arzt am Draht habe,

00:18:34: der mir meine Informationen gibt, dass das umsetzbar ist,

00:18:38: weil das ist einfach technisch machbar, aber praktisch nicht machbar.

00:18:42: Der positive Aspekt der EPA ist zunächst erstmal, dass ich ein Medium habe,

00:18:47: wo der Patient in seiner Verwaltung seine ärztlichen oder medizinischen Unterlagen verfügbar hat,

00:18:54: damit andere Kolleginnen und Kollegen von anderen Fachrichtungen Zugriff darauf haben.

00:18:59: Das ist erstmal der Vorteil und wenn man jetzt sagt, das ist erstmal ein Beginn,

00:19:03: dann ist dieser Beginn sehr positiv und unbedingt weiter voran zu bringen.

00:19:09: Jetzt kommt der Nachteil. Das, was die EPA im Augenblick kann,

00:19:13: ist, alle Daten, die der Patient bekommt, in Form einer PDF-Datei zu speichern

00:19:20: und man soll auch und zum Teil gelingt das auch durch einen bestimmten Begriff

00:19:26: oder durch einen bestimmten Zeitraum hier eine Suchfunktion aktivieren können,

00:19:32: um dann das rauszukriegen, was man gerne möchte.

00:19:36: Das funktioniert aber noch nicht so perfekt, so dass im Augenblick die Umsetzung in der Praxis daran hinkt,

00:19:43: dass sich nicht der Arzt in den wenigen Minuten, die er zur Patientenbehandlung verfügbar hat,

00:19:48: jetzt von jedem Patienten die Krankenversichertenkarte einliest

00:19:53: und dann durchguckt, was da alles drauf ist.

00:19:56: Also diese schnelle Übersicht, die wir in unserer medizinischen Datei von den Patienten haben,

00:20:04: die können wir so schnell noch nicht beim Neupatienten abrufen.

00:20:09: Das verlangt also eine gewisse Vorarbeit.

00:20:12: Insofern ist das zur Beschleunigung der Sprechstundenbetriebes noch nicht geeignet

00:20:19: und wird deswegen von vielen Ärztinnen und Ärzten auch nur in Ausnahmesituationen umgesetzt.

00:20:25: Es ist umsetzbar, aber es setzt voraus, dass das, was der Patient in seiner elektronischen Patientenakte hat,

00:20:34: erstens vollständig ist, das ist meistens noch nicht der Fall,

00:20:37: weil es muss ja erst mal bestückt werden und das zweitens das, was da drauf ist auf der Akte,

00:20:43: von den betreffenden Kollegen oder der Kollegin, die jetzt gerade mit dem Patienten zuganger ist, auch benötigt wird.

00:20:50: Also das ist sicherlich ein laufender Prozess, der lange noch nicht abgeschlossen ist,

00:20:56: weil auch die Suchfunktionen noch nicht so ausgereift sind,

00:21:00: dass jeder Arzt in Kürze auf Stichwort und Zeitraum die nötigen Informationen daraus hat.

00:21:06: Aber es ist theoretisch vorhanden und muss weiter perfektioniert werden.

00:21:11: Das ist die Erkenntnis aus der bisherigen Modellregion, die wir mit der elektronischen Patientenakte gewonnen haben.

00:21:18: Und das wird natürlich so auch an die Gematik weiter gemeldet

00:21:22: und nachdem wir jetzt zwei Jahre oder das dritte Jahr damit zugange sind,

00:21:27: hat die Gematik uns bereits signalisiert, dass wir bis ins Jahr 2027 weiter als Modellregion fungieren.

00:21:35: Letztlich, um diese Prozesse noch weiter voranzutreiben.

00:21:39: Aber wir sind da positiv, das wird sich sicher ähnlich wie andere digitale Anwendungen.

00:21:45: Ich denke nur an die Buchung von Sprechstundenterminen, die ja sich weitgehend inzwischen digitalisiert hat,

00:21:51: wird sich das im Lauf der Zeit sicher entwickeln.

00:21:54: Auch der elektronische Medikationsplan, kurz EMP, startet.

00:22:00: Und diese Pläne werden dann nicht mehr auf der Gesundheitskarte gespeichert,

00:22:05: sondern sollten direkt in die EPA integriert werden.

00:22:08: Welche Bedeutung hat Ihre Einsicht nach der EMP für die Arzneimitteltherapiesicherheit

00:22:14: und wie funktioniert so dann das digitale Medikationsmanagement

00:22:19: und was versprechen Sie sich von dem Wechsel,

00:22:22: wenn die elektronischen Medikationspläne in die elektronischen Patientenakten

00:22:28: integriert werden sollen. Also das halte ich für eine ganz hervorragende Funktion, weil

00:22:33: wir heute schon macht der Gewohnheit und das seit vielen Jahren bei jedem Patienten immer

00:22:39: bemüht sind, die aktuelle Medikation zu erfragen. Das heißt, der Patient hat häufig oder jetzt

00:22:46: in der Mehrzahl immer diesen Medikationsplan als schriftlichen Zettel dar. Da steht oben

00:22:51: das Datum drauf, an der er stellt wurde. Und dann kann man doch relativ kurzfristig

00:22:55: erkennen, ob sich da an dieser dort aufgeführten Medikation was geändert hat oder nicht durch

00:23:01: die EPA und damit durch die unmittelbar mögliche Angabe des neuen Präparates, was jeder Arzt

00:23:08: dem Patienten gibt, wird dieser Mediplan jedes Mal überarbeitet, sodass der immer aktuell ist. Und

00:23:16: vorausgesetzt, dass der Patient seine Versichertenkarte dabei hat, wenn er sich in der Praxis vorstellt,

00:23:22: hat man damit auch immer einen tagesaktuellen Stand der Medikation. Und das ist einmal aus

00:23:29: Sicherheitsgründen für den Patienten hervorragend und zum zweiten ist es auch aus Sicherheitsgründen

00:23:35: für das Verordnungsverhalten der Ärzteschaft und der Krankenhäuser ein ganz großer Fortschritt.

00:23:41: Und da das immer, wenn man sich damit mal beschäftigt hat, kann man das jetzt schon für

00:23:46: jeden Patienten wunderbar und einfach einstellen und braucht es dann nur noch auf die EPA zu

00:23:52: transportieren. Und das ist, glaube ich, ein großer Gewinn, ein größerer Gewinn, weil der viel

00:23:58: früher und schneller schon aktuell zur Verfügung steht, als das jetzt bei umfangreichen Arztbriefen

00:24:05: oder Facharztbefunden der Fall ist, die vielleicht innerhalb von zwei, drei Wochen gesammelt auf der

00:24:11: EPA sind und wo man sich erst mal durchsuchen müsste. Der Medikplan steht quasi wie eine

00:24:17: Überschrift oben dran und man ist dann immer tagesaktuell informiert. Ja, das ist ja schon

00:24:22: mal ein guter Start. Da geht es ja dann weiter insgesamt und das Ziel ist ja, wie auch die

00:24:27: Akteure in der Politik sagen, dass man irgendwann strukturierte Daten hat, die dann sofort überall,

00:24:32: sowohl für Patienten als auch für Ärztin, zur Verfügung stehen. Kommen wir zum TI-Messenger,

00:24:38: der sichere Chatdienst im Alltag hat sich WhatsApp, Telegram und wie all die Messenger heißen ja

00:24:44: schon massiv etabliert. Und welche Erfahrungen haben Sie und Ihre Mitglieder mit dem TI-Messenger

00:24:52: gemacht und inwiefern kann dieses Tool die Kommunikation im Gesundheitswesen verbessern?

00:24:58: Also zunächst muss man zur Information sagen, dass dieser TI-Messenger, Telematik, Infrastruktur,

00:25:05: Messenger nichts anderes ist als quasi ein WhatsApp-Dienst, der von allen medizinischen

00:25:13: Dienstleistern, ob das jetzt die Ärzteschaft, die Krankenhäuser oder die Gesundheitsdienstleister

00:25:18: sind, nutzbar ist, um aktuell Informationen zu transferieren in einem sicherten Datenkanal.

00:25:28: So muss man sagen, das ist toll. Es konkurriert mit dem Kim-System, was also Kommunikation

00:25:35: im Medizinwesen letztlich dann auch den Patienten noch mit ermöglicht und das ganze Tag ist

00:25:42: aktuell und ich sagte vorhin schon, das ist eine ganz tolle Möglichkeit, die einem damit

00:25:48: gegeben wird. Hat aber den Nachteil, dass man natürlich, das wäre so ähnlich, ich mach

00:25:53: das jetzt mal bildhaft, als wenn man permanent in seiner Sprechstunde durchs Telefon gestürmt

00:25:58: wird. Das ist für jeden Arzt unmöglich, weil man sowieso in einem relativ knappen Zeit-Takt

00:26:04: sich auf den Patienten individuell einstellt und wenn man dann ständig unterbrochen wird

00:26:10: durch andere Nachrichten oder Neuigkeiten, dann kann man keinen geordneten Arbeitsablauf

00:26:14: mehr praktizieren. Insofern wird auch dieses System, das ist ja bei WhatsApp nicht anders,

00:26:21: dann guckt man drauf sieht, ah ja das habe ich wieder in der Nachricht, die beantworte ich

00:26:25: nachher oder das muss ich gleich beantworten und diese Selektion wird sicherlich dann auch

00:26:30: stattfinden. Man muss nur wissen, es sind immer mehr Informationen, die pro Zeit-Einheit

00:26:37: an eine Praxis oder einen Kanton aus herangetragen werden und man weiß schon heute über seinen

00:26:43: E-Mail-Account, was man alles an Botschaften kriegt und wie viel davon jetzt wirklich unbedingt

00:26:48: und unmittelbar umgesetzt werden muss und was warten kann und das wird sicherlich dadurch

00:26:53: auch noch mehr werden. Das kann man aber im Augenblick noch nicht unbedingt als Erfahrung

00:27:00: in der Modellregion sehen, weil die Modellregion jetzt erstmal in der Hauptsache dafür da

00:27:07: ist, die einzelnen Abteilungen mit den notwendigen Schnittstellen durch die Softwarehäuser

00:27:14: auch zu versehen, damit es überhaupt technisch funktionieren kann, wie es dann bei massenhafter

00:27:20: Nutzung nachher umgesetzt wird und was sich dann auch für Besonderheiten ergeben. Ich

00:27:25: denke, das ist ein zweiter Schritt. Das wird man aber im Augenblick noch nicht übersehen

00:27:29: können, aber was ich Ihnen eben sagte, sind einmal die Vorteile, sprich man hat die Struktur,

00:27:34: dass dieses System funktioniert, aber es wird sicherlich einige Umsetzungserfahrungen bedürfen,

00:27:43: noch weiterhin um zu sagen, jetzt können wir den positiven Extrakter nutzen und die negative

00:27:49: Begleiterscheinungen weitgehend eliminieren. Das ist jetzt, glaube ich, der Erfolg geschwärbt,

00:27:53: das kann man jetzt noch nicht abschließend bewerten. Wenn Sie unseren Hörerinnen vielleicht

00:27:58: nochmal kurz den Unterschied zwischen Tim und Kim, Kim gibt es ja schon länger, Kommunikation

00:28:04: im Medizinwesen erklärt würden, sehr ich Ihnen sehr danken. Ja, also die Telematik-Infrastruktur

00:28:11: ist wie ich vorhin sagte ein gesicherter Datenkanal, der nur von zugelassenen Nutzern

00:28:19: also Krankenkassen, Krankenhäusern, Praxen benutzt werden darf. Es ist also nicht so,

00:28:25: dass jeder Mann da agieren kann und auch nicht jeder Mann kann an die Daten rollen,

00:28:30: sondern es ist ein geschützter Bereich und dieser geschützte Bereich ist der

00:28:34: Telematik-Infrastruktur vorbehalten. Beim Kim-Wesen brauche ich das nicht zwingend,

00:28:40: diesen früher waren es feste Konnektoren oder aber ein eigenes System, was also über

00:28:48: VPN-Kanal mit entsprechenden Sicherungsmechanismen zu nutzen ist. Kim kann man einfach wie WhatsApp

00:28:57: im Prinzip nutzen. Vielen Dank, Sie hatten vorhin schon erwähnt, Ihren Bettbewerb Klimaschutz

00:29:03: ist Gesundheitsschutz. Den haben Sie ja von April 2022 bis März 2023, wenn ich es richtig

00:29:09: nachgelesen habe, durchbührt mit dem Ideenwettbewerb "Wir für unser Klima", das war die Idee hinter

00:29:16: diesem Wettbewerb und wie war die Resonanz und wie konnten die Arztpraxen das in ihren

00:29:22: Arbeitsalltag integrieren und gibt es Ergebnisse, wurden die Praxen schon ein bisschen klimafreundlicher

00:29:28: im Alltag? Also die ursprüngliche Intention, die ich hatte war, dass wir nicht warten wollen bis

00:29:36: über Vorgabe durch das Gesundheitsministerium, die Ärztekammer oder andere offizielle

00:29:43: Institutionen, wir mit ganz bestimmten Maßnahmen belegt werden. So nach dem Motto ab 1.7. muss

00:29:52: jeder das so und so umgesetzt haben, sonst gibt es Sanktionen. Ich wollte das Ganze eigentlich

00:29:57: von der anderen Seite her aufziehen, indem wir gesagt haben, jeder soll seinen Arbeitsbereich

00:30:02: daraufhin überprüfen, wo Möglichkeiten der Nachhaltigkeit bestehen. Ob das jetzt in

00:30:09: Mülltrennung ist, ob das in Vermeidung von Plastikmüll ist, ob das in einer besseren

00:30:15: Nutzung vorhandener Ressourcen da ist, weniger Papierverbrauch, weniger Verpackungen und so

00:30:21: weiter, auch beim Einkaufen, um darauf zu achten, dass eine gewisse Nachhaltigkeit eingehalten wird.

00:30:27: Das war das Prinzip und das Ganze sollte den Nutzern innerhalb Hamburgs schmackhaft gemacht

00:30:33: werden durch attraktive Preise. Und dann haben wir gesagt, jetzt wollen wir doch mal gucken,

00:30:37: was die Leute sich einfallen lassen und wer was macht. Und der Erfolg, wie immer im Leben,

00:30:43: hätte noch größer sein können. Die Resonanz war aber deutlich besser als zunächst erwartet,

00:30:50: weil sowohl Krankenhäuser haben Arbeitsgruppen gebildet und Projektinstitutionen, die sich

00:30:58: regelmäßig getroffen haben, haben überlegt, haben vielfältige Ergebnisse gehabt und präsentiert.

00:31:05: Das fängt an von der Nutzung von Plastik bei Infusionsflaschen, was dann recycelt wurde.

00:31:12: Das ging hin zu Entsorgung von Spritzenmüll, also von scharfkantigen Sachen, wie dann hinterher

00:31:20: ja einen entsprechenden Töpfen im Hausmüll verschwinden, wie man das verbessern kann.

00:31:25: Es gab also aus Praxen, aus Krankenhäusern, aus MVZ die vielfältigsten Vorschläge,

00:31:33: die alle bepreist wurden, sofern es unter den ersten Zehnen war. Und wir hatten eine große Jury

00:31:40: unter der Schirmenherrschaft vom Hamburger Umwelt-Sinnator Jens Kerstahn und es waren

00:31:46: Jurymitglieder da, von der Städtereinigung aus der Geschäftsführung, dann waren welche da,

00:31:52: von großen Energieversorgern, Ehren zum Beispiel. Dann waren Jurist dabei. Wir hatten also aus den

00:32:00: verschiedensten Arbeitsbereichen Teilnehmer, die dann die Preise letztlich untersucht und

00:32:05: dann auf Effizienz bewertet haben und wir haben das dann bepreist. Und die Resonanz war wirklich

00:32:11: sehr gut und wir haben dann anschließend nochmal von der Fresenius Hochschule eine Umfrage gemacht,

00:32:18: was denn diesbezüglich umgesetzt wurde. Und es ist wie immer im Leben, wir waren überrascht,

00:32:25: dass viele das weitergearbeitet haben in ihrem Arbeitsbereich, aber wir waren auch motiviert,

00:32:32: doch immer mal wieder Impulse zu setzen, um das im Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen in der

00:32:40: Hamburger Ärzteschaft immer wieder anzuspornen. Und wir haben jetzt zum Beispiel auf unserem

00:32:46: Fortbildungstag anlässlich unseres Jubiläums ein Festvortrag, wo es um Wasserfärr und

00:32:53: Entsorgung geht. Auch ein sehr nachhaltiges, wichtiges Thema, so dass wir auf diese Weise

00:33:00: das Thema weiterhin im Gespräch halten und die Mitglieder auffordern, mitzumachen. Aber in

00:33:06: dieser Wettbewerbsform, was nebenbei bemerkt auch recht arbeitsintensiv war, haben wir das

00:33:11: jetzt nur für dieses eine Jahr durchziehen können. Und jetzt geben wir immer wieder Impulse, aber was

00:33:16: die Umsetzung anlangt, das überlassen wir dann den Krankenhäusern und den Praxen. Dazu muss

00:33:21: ich sagen, in den Krankenhäusern ist das tatsächlich weitgehend institutionalisiert worden, in den

00:33:26: Praxen. Und das ist verständlich, geht doch vieles im alltäglichen Bereich unter, weil die

00:33:33: Bürokratie im Gesundheitswesen erfordert so viel Aufmerksamkeit und Arbeitskräfte. Die

00:33:39: Dokumentation, es wird immer mehr. Und wie wir gerade besprochen haben, auch durch die

00:33:44: ganzen digitalen Projekte, werden damit die Anforderungen an die MFAS mehr als weniger,

00:33:51: sodass man da jetzt auch das Gefühl hat, man ist da an einem arbeitsmäßigen Limit angekommen,

00:33:58: sodass es nicht in allen Bereichen immer noch mehr und noch mehr geht, sondern dass man da

00:34:02: irgendwo schon nah an der Sealing angekommen ist. Auf jeden Fall mit einem anderen Projekt,

00:34:08: das Sie angestoßen haben, könnte es sein, dass vielleicht wieder ein bisschen mehr Entlastung

00:34:13: auch für die MFAS erreicht wird. Und zwar Sie haben einen digitalen Terminpol. Können Sie uns

00:34:19: erklären, wie der genau funktioniert und welche Vorteile bringt der für Ihre Patientinnen und

00:34:24: gelingt es Ihnen damit, die Wartezeiten zu verkürzen und vergleichen Sie es doch mal mit

00:34:30: der üblichen Terminvergabe, bitte. Sehr gerne. Also der Terminpol, muss ich ganz stolz sagen,

00:34:37: ist eine Einrichtung, die wir schon seit 2011 haben. Wir haben uns damals überlegt, dass es doch

00:34:44: möglich sein muss, von Arzt zu Arzt innerhalb der Netzmitglieder, und das war auch ein ganz

00:34:51: wesentliches Kriterium, dieses Ärztennetz, was ja immer größer wurde und mittlerweile über

00:34:57: ganz Hamburg verteilt ist, für die Patienten spürbar zu machen, weil man hat zwar das Schild vom

00:35:03: Ärztennetz an der Praxis oder im Krankenhaus hängen, aber das heißt noch nicht, dass der

00:35:08: Patient auch weiß, wer denn da alles zugehört. Auf der anderen Seite haben wir gesagt, die

00:35:12: Möglichkeiten, schnelle Termine zu vergeben, sind zwangsläufig begrenzt und keiner weiß

00:35:19: besser zu bewerten als der eine Arzt, wie dringlich jetzt eine ganz bestimmte Untersuchung für

00:35:26: seinen Patienten bei einer Kollegin oder bei einem Kollegen ist. Und sollte es dringlich sein,

00:35:32: ist es eine hervorragende Einrichtung, wenn die Ärzte diese Termine für ihre Patienten

00:35:38: bei Kolleginnen und Kollegen vereinbaren können. Das Missbrauchspotenzial ist viel niedriger,

00:35:44: wenn der Arzt diesen Termin für seinen Patienten gemacht hat, dann ist es auch so, dass er daran

00:35:51: interessiert ist, dass dieser Patient oder die Patientin diesen Termin auch wahrnehmen. Es ist

00:35:56: nicht so, wie wir es jetzt erleben, wenn Online-Termine gemacht werden, und bei uns ist es ungefähr

00:36:01: jeden Tag drei, vier Patienten, die Online-Termine haben, die dann einfach nicht kommen, weil sie

00:36:07: vielleicht noch einen anderen früheren Termin gekriegt haben oder sonst wie, dass es immer

00:36:11: verlorene Zeit ist, die anderen Patienten dann nicht möglich ist zu belegen. Das passiert beim

00:36:17: Termin pull nicht. Da wird eine Anfrau, da ist es so organisatorisch, die eine Praxis stellt verfügbare

00:36:24: Termine für ihre Patienten ins Netz und ein anderes Ärztennetz mitgeht es in der Lage über einen

00:36:31: bestimmten Zugangskot in diesen Plan reinzuschauen und dann bei der in der Terminliste, in der

00:36:39: freigestellten Terminliste der Kollegin oder des Kollegen, dann einen Termin für seinen Patienten

00:36:45: zu vergeben. Dieser Patient ist das Datenschutzmäßig absolut unbedenklich, weil er wird nicht vom

00:36:51: Namen her aufgeschrieben, sondern er bekommt eine Nummer. Diese Nummer wird bei dem Arzt

00:36:55: eingegeben und der Patient erhält einen Zettel von dem überweisenden Arzt oder der überweisenden

00:37:01: Ärztin mit der Nummer und die legt er dann vor und kann sich damit identifizieren, dass er derjenige

00:37:07: ist, der über den Termin pull bei Dr. X, Y festgelegt wurde. Und der Kollege oder die

00:37:13: Kollegin, die an dem, die diesen Termin zur Verfügung gestellt hat, sieht nur, dass meint

00:37:19: wegen jetzt hier der Arzt Schüsseler hat da seinen Patienten untergebracht, aus der Praxis kommt

00:37:25: einer. Das weiß die Kollegin oder der Kollege und kann sich darauf einrichten, ohne dass der

00:37:31: Name des Patienten bekannt ist. Damit ist das schon von frühester Zeit an Datenschutzkonform und

00:37:39: sehr aktuell. Und wir haben in den letzten Jahren jetzt, wo 116, 117 auch die Online-Terminkoordination

00:37:48: vollführen kann, gesehen, dass trotzdem die Terminvergabe von einem Arzt in der Terminplanung

00:37:58: des anderen Kollegen eine sehr sinngebende Sache ist, weil natürlich die Patienten sich in

00:38:05: einer anderen Art und Weise als Notfall empfinden, als der Kollege oder die Kollegin, dass für

00:38:11: den Patienten sehen, sodass da die Trefferquote viel größer ist und damit auch die Verlässlichkeit

00:38:17: für den Termin größer. Also eine tolle Einrichtung, die unser Ärztennetz auszeichnet und was mit

00:38:26: relativ geringen digitalen Mitteln eben schon vor 15 Jahren, knapp oder 14 Jahren, möglich war.

00:38:32: Aber ich habe es dir richtig verstanden, das wird auch sehr gut nachgefragt von Ihren Mitgliedern.

00:38:38: Ich weiß nicht, wie viele 20 oder 25.000 Einträge wir haben. Es wird eben auf das Maß, wir haben

00:38:47: ja auch heute eine Vielzahl. Man muss das ja differenzieren. Wir haben heute den Vermittlungskot,

00:38:52: wo also durch eine Überweisung, die mit diesem Vermittlungskot kenntlich gemacht ist, ein Patient

00:38:58: als mehr oder weniger dringlich, wenn er sich bei der anderen Praxis um einen Termin bewirbt,

00:39:04: die es ziemlich schnell plausibel machen kann. Wenn er keinen Dringlichkeitskot hat,

00:39:09: dann ist es nicht dringlich und wenn er diesen Dringlichkeitskot hat, dann bringt man ihm eben

00:39:14: auf ein entsprechender Frist unter. Das kann man und das machen wir trotzdem im Terminpool. Aber da

00:39:20: weiß eben jeder, der in seine Liste guckt, der muss ja eine gewisse Zeitraum für den Terminpool

00:39:27: reserviert haben und weiß, da kommt was und das kann er jederzeit umsetzen. Und wenn die Termine

00:39:33: nicht genutzt werden in dem Terminpool, dann machen wir es zwei Tage vorher, werden die dann

00:39:40: freigegeben für die andere Belegung, sodass man da kurzfristig was einstellen kann. Also ich sage

00:39:46: mal, das Missbrauchsverhalten ist gering, weil die Notwendigkeit wirklich sehr selektiv praktiziert

00:39:52: wird und das ist optimal. Ja, jetzt wollen wir mal in die Zukunft schauen, wenn sie einen Wunsch frei

00:40:00: hätten, welche Veränderungen oder Unterstützung würden sie sich von Politik, aber auch von Industrie

00:40:05: oder von ihren Kolleginnen wünschen, damit digitale Innovationen und Projekte wie in Hamburg

00:40:11: auch bundesweit erfolgreich fliegen lernen? Also das, was wir jetzt machen mit dem Modellversuch,

00:40:18: mit der Modellregion, ist eigentlich etwas, was 15 Jahre zu spät kommt. Das hätte viel früher sein

00:40:24: müssen. Weil es ist jetzt so, dass die vollmundige Verkündung, z.B. unseres letzten Gesundheitsministers,

00:40:32: einfach den alltäglichen Anforderungen weit voraus ist und damit einen unrealistischen

00:40:40: Hintergrund gibt. Es werden die Menschen gescheucht und gejagt, ohne dass wirklich eine Not dazu

00:40:47: bestanden hätte. Denn bekanntermaßen war die Kommunikation, die ministerielle Kommunikation mit

00:40:55: den Nutzern doch sehr begrenzt, wie ja auch der Ärztekammerpräsident, Herr Dr. Reinhard, mir

00:41:01: verpestgestellt hat, da wurde viel entschieden und wenig darauf geguckt, dass auch die Leute über

00:41:07: die entschieden wurde folgen konnten. Also das da jetzt, wie ich finde, sehr erfolgreich umgesetzt

00:41:13: wird, das hätte deutlich früher stattfinden können. Diesen Wunsch hat man natürlich immer,

00:41:18: aber wie wir es jetzt permanent sehen, auch mit dem sogenannten Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz,

00:41:25: was jetzt hier durchgesetzt werden soll und auch von der neuen Gesundheitsministerin bestätigt wird,

00:41:32: sind sehr viele Aktionen verbunden, die im Vorhinein etwas verändern, wo man noch nicht genau weiß,

00:41:40: was es für Auswirkungen hat. Und ich finde es viel besser, wenn tatsächlich die Institutionen,

00:41:48: die auch letztlich als Leistungserbringer fungieren, besser mit eingespannt werden und besser gehört

00:41:55: werden. Das ist aus meiner Sicht ein großer Fehler. Es wird noch zu viel geplant und verordnet und das

00:42:01: von Leuten, die aus der Praxis wenig Ahnung haben. Und wenn man sich mal überlegt, die Gematik gibt es,

00:42:08: glaube ich, seit 2004 oder 2005, da will ich jetzt nicht partial sagen, wir haben über einen langen

00:42:14: Zeitraum sehr viel Geld verbraucht, ohne tatsächlich einen entsprechenden Gegenwert zu haben. Und jetzt

00:42:22: erst durch diese konkrete Projektierung und Umsetzung innerhalb der Ärzteschaft von Leuten,

00:42:28: die genau wissen, was sie jeden Tag machen und wie hat das Ding angefangen zu fliegen. Und das

00:42:33: ist wirklich sehr positiv und da muss man sagen, ist in den letzten zwei, drei Jahren hat viel

00:42:38: stattgefunden mit großem Erfolg. Und das zeigt einem, dass das auch lange vorher schon hätte so

00:42:44: laufen können. Und das ist leider auch aufgrund der politischen Vorgaben, klar mal auf alle vier

00:42:51: Jahre neuer Trubb, der dann wieder mit eigenen Ideen was Neues erfinden will, ist das sehr

00:42:58: schwierig umzusetzen. Punkt eins. Punkt zwei, der Wunsch den Patienten, Klammer aufwählern,

00:43:05: Klammer zu, etwas Positives zu präsentieren einerseits und andererseits, die stets geringer und

00:43:15: schlechter werdenden finanziellen Ressourcen einzuplanen, führt einen zwangsläufig schnell

00:43:20: an Grenzen. Und Grenzen, das sieht man auch daran, dass tatsächlich in der Zwischenzeit viele

00:43:29: Ärztinnen und Ärzte einen geregelten Tagesablauf in einem angestellten Verhältnis der freiberuflichen

00:43:36: Tätigkeit vorziehen, weil die Verpflichtungen für gewisse Arbeitsleistungen in einer bestimmten

00:43:44: Zeiteinheit begleitet von einem überbordenden Bürokratieaufwand. Die Tätigkeit des Freiberuflichen

00:43:52: Arztes für viele Leute nicht mehr so attraktiv erscheinen lassen.

00:43:56: Dr. Faschistele, vielen, vielen Dank. Ich wünsche Ihnen für Ihr Ärztinetz, berufliches Fortkommen,

00:44:03: aber auch privat alles, alles Gute und danke Ihnen nochmals für das Gespräch.

00:44:07: Sehr gerne, ich danke Ihnen für die Einladung dazu.

00:44:15: Wir hoffen, dass Ihnen diese Ausgabe von Einblick nachgefragt gefallen hat. Bitte schicken Sie uns gerne Anregungen und Fragen an

00:44:24: Gesundheitsmanagement@bellin-chemie.de. Sie finden unsere Kontaktdaten auch in den Show-Notes.

00:44:32: Wir empfehlen Ihnen für den schnellen Überblick der Trends im Gesundheitswesen unseren Einblick-Nachrichten-Podcast sowie die vertiefenden Gespräche der Einblick nachgefragt-Podcasts.

00:44:43: Alles im Netz unter gesundheitsmanagement.berlin-chemie.de/einblick