EinBlick – Der Podcast

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00:00:00: Einblick nachgefragt.

00:00:02: Willkommen bei Einblick nachgefragt, dem Podcast mit Interviews und Gesprächen zum Gesundheitswesen, vom Gesundheitsmanagement der Berlin-Chemie.

00:00:15: Pharma als Wachstumsmotor, wie die neue Bundesregierung den Standort stärken kann.

00:00:21: Fachjournalist und Einblickredakteur Christoph Nitz spricht mit Michael Henrich, langjährigem CDU-Bundestagsabgeordneten und seit 2023 Geschäftsführerpolitik bei Pharma Deutschland über die Zukunft des Standorts, die Rolle der Apotheken und die Chancen der Digitalisierung.

00:00:38: Ein Gespräch über politische Erfahrung, Versorgungssicherheit und notwendige Reformen im deutschen Gesundheitssystem.

00:00:45: Michael Henrich ist seit 2023 Geschäftsführerpolitik bei Pharma Deutschland.

00:00:51: Zuvor war er über 20 Jahre Mitglied des Deutschen Bundestages, wo er sich insbesondere mit Arzneimittelpolitik und der Finanzierung des Gesundheitssystems befasst hat.

00:01:01: Der studierte Jurist kennt die Schnittstellen zwischen Politik, Wirtschaft und Gesundheitswesen aus erster Hand.

00:01:08: Pharma Deutschland – bis Mai 2024 Bundesverband der Arzneimittelhersteller – ist der Mitgliederstärkste-Branchenverband der Pharmaindustrie in Deutschland.

00:01:18: Der 1954 gegründete Verband vertritt über 400 Mitgliedsunternehmen, darunter sowohl große Pharmafirmen als auch mittelständische Betriebe.

00:01:28: Als zentraler Ansprechpartner für Politik, Behörden und Institutionen im Gesundheitswesen engagiert sich Pharma Deutschland in der politischen Interessenvertretung.

00:01:38: Im Interview betont Michael Henrich, wie wichtig der Pharma-Dialog und die nationale Pharma-Strategie für den Standort Deutschland sind.

00:01:46: Er fordert weniger Regulierung, mehr Planungssicherheit und eine bessere Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung, idealerweise mit mehr Steuermitteln.

00:01:56: Henrich sieht in der Digitalisierung, im Bürokratieabbau und in einer stärkeren Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe, zentrale Hebel für ein effizienteres Gesundheitssystem.

00:02:06: Außerdem spricht er sich klar für die Stärkung der Vorortapotheken und der Selbstmedikation aus.

00:02:12: Sein Fazit? Wirtschaftliches Wachstum und mehr Beschäftigungen sind die beste Basis für eine stabile Finanzierung des Gesundheitssystems.

00:02:20: Guten Tag Herr Henrich, schön, dass Sie Zeit für den Einblick Podcast finden.

00:02:30: Hallo Herr Nieds, guten Tag.

00:02:32: Die neue Regierung hat sich einiges vorgenommen. Pharma Deutschland hat im Koalitionsvertrag ausdrücklich gelobt die Fortsetzung der nationalen Pharma-Strategie und das schon in der letzten Legislatur begonnenen Pharma-Dialogs.

00:02:47: Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach diese Instrumente für die Stärkung des Standorts Deutschland?

00:02:53: Ich glaube, es ist ein gutes Signal, dass die Politik deutlich macht, dass die Pharmaindustrie nicht nur ein Kostenblock im GKV-System darstellt, also im System der gesetzlichen Krankenversicherung,

00:03:08: sondern auch so etwas wie der Wirtschafts- und Wachstummotor in Deutschland sein kann.

00:03:15: Ich fand es bemerkenswert, dass im Koalitionsvertrag die Pharmaindustrie ausdrücklich als Leitindustrie erwähnt wird

00:03:24: und vielleicht damit ja auch signalisiert, dass man die Rahmenbedingungen so verbessern möchte, dass es Attraktives in Deutschland zu investieren.

00:03:36: Der Pharma-Dialog als solcher führt, glaube ich, einfach zu den Wechselzeiten mit dem Verständnis für die Probleme, die man am Standort hat

00:03:46: und eröffnet die Chancen gemeinsam gute Lösungen zu erarbeiten.

00:03:52: Das haben wir ja in der letzten Legislaturperiode zum Beispiel beim Medizinforschungsgesetz erlebt,

00:03:58: dass ja sozusagen die Ideen in der Pharma-Strategie, die im Dezember 2023 verabschiedet wurden, konkret umgesetzt hat

00:04:08: und natürlich auch insgesamt die Stimmung etwas in der Pharmaindustrie verbessert hat.

00:04:13: Wichtig ist jetzt, dass dieser Dialog fortgesetzt wird und die Politik sich um den Basismarkt kümmert,

00:04:23: weil da sind weiterhin große Probleme. Das ALPVVG hat die vorhandenen Probleme nicht gelöst,

00:04:32: sondern das System weiterverkompliziert, ohne dass das Preisniveau zum Beispiel für generische Produkte substanziell sich verbessert hat.

00:04:41: Das Thema Kinderarzneimittel hat es sehr, sehr deutlich gezeigt. Da gab es ja viele Irritationen

00:04:47: und deswegen ist jetzt die Erwartungshaltung, dass sich die Politik auch um den Basismarkt kümmert

00:04:55: und da vielleicht die überbordende Regulierung, die wir haben mit Festbetragssystem, mit Preismoratorium,

00:05:04: mit Herstellerabschlag und Rabattverträgen, dass das einfach entschlagt wird,

00:05:11: dass das Preisniveau sich etwas erhebt und vor allem die Unternehmen mehr Planungssicherheit bekommen.

00:05:18: Schon in der Arbeitsgruppe für die Koalitionsverhandlungen wurde ja sowohl von Union als auch von SPD alles aufgelistet,

00:05:28: was eigentlich im finanziellen Bereich zur Lösung gebracht werden sollte.

00:05:33: Auch im Koalitionsvertrag findet man, dass die Regierung anstrebt,

00:05:36: eine auskömmliche Finanzierung der Gesundheitsversorgung auch aus Steuermitteln.

00:05:40: Wie sehen Sie da die Situation? Das steht ja alles unter einem Finanzierungsvorbehalt.

00:05:46: Und sagen wir mal, es war ja auch schon in der vergangenen Legislatur auch von Pharma Deutschland mehrmals angemahnt worden,

00:05:52: dass die versicherungsfremden Leistungen endlich quasi außer Pflicht mit Kassenmittel bezahlt werden,

00:05:58: dass die Kosten rausgenommen werden sollten und dass eben auch die Zuführung zum Fonds nachhaltig erhöht werden soll.

00:06:05: Stand auch bei der Vorgängerregierung im Vertrag wurde aber nie umgesetzt.

00:06:10: Also wie realistisch sehen Sie die Chancen, dass hier die neue Regierung Zeichen setzt

00:06:15: und wirklich eine nachhaltige Finanzierung der GKV bewirkt wird?

00:06:19: Also es ist ja schon ein Klassiker des Themas "Auskömmliche Finanzierung der Krankenversicherungsbeiträge für Bürgergeldempfänger".

00:06:30: Ich war ja selber 20 Jahre mit jedem Deutschen Bundestag, habe immer wieder erlebt, wie darüber diskutiert wurde

00:06:38: und wie es da unterschiedliche Meinungen gab zwischen den Gesundheitspolitikern und den Finanzpolitikern.

00:06:43: Und insofern fand ich es sehr bemerkenswert und habe das begrüßt, dass die AG6, die sich um das Thema Gesundheit und Pflege kümmert,

00:06:53: einfach einmal aufgelistet hat, welche zusätzlichen Mitteln aus Steuern kommen müssten, um sozusagen eine auskömmliche Finanzierung

00:07:04: des Krankenversicherungsbeitrags für Bürgergeldempfänger sicherzustellen.

00:07:09: Und sie kam ja auf den Betrag von 10 Milliarden Euro. Leider wurde das dann auf den letzten Metern von der Steuerungsgruppe gestrichen.

00:07:22: Es wird sicherlich ein schwieriges Kapitel in den Koalitionsgestächen und vor allem bei den Haushaltsberatungen, die jetzt ja anstehen.

00:07:32: Aber wir erwarten da schon ein klares Signal der Bundesregierung, dass einfach der Steuernnteil erhöht wird.

00:07:42: Es kann nicht sein, dass diese Aufgabe, der Aufgabe der gesamten Gesellschaft, ist allein auf Kosten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer,

00:07:54: also über den DKV-Beitrag finanziert wird.

00:07:58: Das wird ein Thema bleiben und wenn das kommen würde, dass da zumindest mal ein Einstieg stattfinden würde und vielleicht,

00:08:08: das war ja so die Hoffnung, mal 5, 6 Milliarden zusätzlich fließen würden zu den 14 Milliarden, die es gibt, würde das System zumindest mal kurz und mittelfristig entlasten.

00:08:20: Und natürlich, und das wird ja auch im Koalitionsvertrag adressiert, brauchen wir eine langfristige Lösung und da sind wir zuversichtlich, dass die Koalition das Thema jetzt anpackt.

00:08:38: Wir haben vier verlorene Jahre, was das Thema nachhaltige Finanzierung des gesetzlichen Krankenversicherungen angeht hinter uns.

00:08:46: Immer mehr spielt ja auch Europa eine Rolle für die Standortbedingungen. Die EU-Kommission möchte mit dem Critical Medicines Act eine Stärkung der Versorgung mit den sogenannten kritischen Arzneimitteln für Europa erreichen.

00:09:00: Wie beurteilen Sie die Chancen und Risiken dieses Ansinnens und was bedeutet das für den Pharma-Standort hier in Deutschland?

00:09:08: Also es ist höchste Zeit geworden, dass neben der Chip und Batteriefabriken jetzt die Europäische Union sich auch um eine nachhaltige Arzneimittelversorgung und Produktion Resilienz kümmert.

00:09:27: Und deswegen begrüßen wir das Ansinnen im Rahmen des Critical Medicines Act. Aber, und das ist auch ganz klar, der Critical Medicines Act darf nicht drüberhin wegtäuschen, dass mit so einer Maßnahme allein die Probleme gelöst werden.

00:09:45: Wir brauchen drüber hinaus auch einen Abbau der Regulierung. Das habe ich ja eingangs schon erwähnt. Es ist auch wichtig bei einem Critical Medicines Act, dass der nicht mit zusätzlichen Auflagen und ähnlichen Verbunden ist, sondern dass die unternehmerische Freiheit erhalten bleibt.

00:10:07: Und da kommt es dann auf die konkrete Ausgestaltung an. Und am Ende ist natürlich auch wichtig, welche finanzielle Mittel stehen zur Verfügung.

00:10:16: Das, was man bisher hört von der europäischen Ebene, ist ja das, dass man doch auf die Mitgliedsstaaten verweisen will, was die Finanzierung angeht.

00:10:28: Und da, glaube ich, sind beide Ebenen gefordert, sowohl die europäische Ebene als auch die Mitgliedsstaaten da ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.

00:10:41: Und zum Schluss muss natürlich auch das Vergaberecht entsprechend angepasst werden, Stichwort Nachhaltigkeit. Also, da müssen mehrere Räder ineinander greifen, dass es eine gute Lösung wird.

00:10:53: Bleiben wir bei Europa. Herr Maat-Deutschland hat ja schon mehrfach die neue europäische Kriminalabwasserrichtlinie kritisiert,

00:11:03: als zwar im Grundeinsinn richtig, aber im Detail eben schwierig und mit negativen Folgen für die Arzneimittelversorgung behaftet.

00:11:13: Was ist denn so Ihre Idee? Wie könnte man das verbessern? Welche Lösungen schlagen Sie vor? Und was kann man da aus Deutschland sich noch machen an dieser Situation?

00:11:23: Lassen Sie mich zuallererst bemerken, dass uns das Thema saubere Umwelt Nachhaltigkeit auch ein ganz, ganz wichtiges Anliegen ist.

00:11:35: Und es für alle Pharmaunternehmen heute eine herausragende Bedeutung hat, sich für gute Umweltbedingungen einzusetzen und auch die Produkte entsprechend weiter zu entwickeln.

00:11:48: Was wir an der kommunalen Abwasserrichtlinie kritisieren, ist natürlich schon, dass wir sagen, hat man den richtigen Adressaten gefunden, den Hersteller oder wer ist tatsächlich der Verursacher.

00:12:04: Also unter Umständen auch die Verbraucher. Und das zweite Thema, das uns natürlich beschäftigt, ist, dass die Pharmaindustrie und Kosmetikindustrie einseitig belastet werden und zur Finanzierung herangezogen werden.

00:12:20: Und man die Augen davor verschließt, dass auch andere Industriezweige bräuchten, auch die Landwirtschaft eben nicht zur Finanzierung herangezogen werden.

00:12:32: Und uns ist wichtig, dass man einfach deutlich macht, welche Folgen das haben kann und hat, zum Beispiel auch in der Arzneimittelversorgung.

00:12:42: Es handelt sich hier um mehrheit, um generische Produkte, um günstige Produkte, die sich, wenn das dann so kommen sollte, wie das ursprünglich vorgesehen ist, erheblich verteuern.

00:12:55: Das wäre die eine Situation und man kann auch nicht ausschließen, dass sich bestimmte Hersteller aus der Produktion verabschieden.

00:13:03: Und das hat die europäische Ebene meines Erachtens unzureichend bedacht.

00:13:09: Wir sehen jetzt, dass es etwas Bewegung gibt, dass die Probleme bei der Europäischen Union angekommen sind.

00:13:17: Es gibt sehr lebendige Debatten und Diskussionen. Um am Ende brauchen wir eine faire Lösung, die vielleicht einfach zu realisieren ist, so wie die kommunale Abwasserrichtlinie jetzt konzipiert ist.

00:13:34: Ist es auch ein bürokratisches Monstrum. Deswegen sollten wir auch noch mal drüber nachdenken, ob wir vielleicht nicht durch das Schweizer Modell heranziehen, dass wir wirklich sagen, am Ende muss die Wettbewerbung sein.

00:13:49: Finanzierung dieser vierten Reinigungsstufe über die Verbraucher erfolgen.

00:13:56: Die das Umweltministerium Baden-Württemberg hat auf ihrer Homepage

00:14:03: ein paar mal Zahlen aufgelistet.

00:14:05: Das würde Pro-Bürgerinnen und Bürger zur Mehrbelastung von weniger als 10 Euro pro Jahr führen.

00:14:16: Und es ist doch auch klar, dass wenn sozusagen die Finanzierung der kommunalen Abwasserrichtlinie

00:14:23: auf die Industrie abgewälzt wird, am Ende doch auch wieder der Verbraucher zahlt über höhere

00:14:31: Preise für generische Produkte oder vielleicht höhere Preise für Produkte, die dann noch am Markt sind.

00:14:37: Ja, das wäre die eine Variante.

00:14:39: Und wenn man sich mit der Frage auch beide in auseinandersetzt, muss nochmal geklärt werden

00:14:45: und auch nicht auch die anderen Industriezeuge, die ich schon genannt habe, zur Finanzierung herangezogen werden.

00:14:50: Und mir, uns ist wichtig, dass jetzt einfach die Europäische Union die Kommission noch mal in ein Dialog tritt

00:14:59: und sich das Thema annimmt und es sind optimistisch, dass man am Ende zu einer tragfähigen Lösung kommt.

00:15:05: Es kann aber nicht sein, wie gesagt, dass Pharmaindustrie und Kosmetikindustrie allein zur Finanzierung herangezogen werden.

00:15:11: Kommen wir zum anderen Thema Digitalisierung.

00:15:14: Die Einführung der E-PAR entwickelt sich.

00:15:17: Es ist geplant, dass es in diesem Jahr denn ernst wird, also in zwei Stufen.

00:15:23: Soll es da weitergehen, nachdem die Testphase im Frühjahr abgeschlossen wurde.

00:15:28: Sie fordern als Verband mehr Aufklärung für die Versicherten.

00:15:32: Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie hier und wie kann Ihr Verband das Ganze unterstützen?

00:15:38: Also, es war eine der großen Meilensteine, wenn ich das mal so sagen darf, der letzten Koalitionsregierung

00:15:47: und auch vom Gesundheitsminister Lauterbach, dass er das Thema Digitalisierung des Gesundheitswesen

00:15:53: mit der sogenannten Digitalstrategie auf den Weg gebracht hat.

00:15:57: Und die Digitalstrategie hatte ja zwei Aspekte.

00:16:01: Zum einen das Digitalgesetz, das sich um bessere Versorgung kümmert.

00:16:07: Da sehen wir viele Chancen zum Beispiel durch eine bessere Adherenz,

00:16:15: durch eine Optimierung der Arzneimittelversorgung aus Patientensicht.

00:16:20: Das wird durch die Digitalisierung unseres Erachtens deutlich verbessert und bringt zusätzliche Chancen.

00:16:30: Wir sehen auch das Thema digitale Gesundheitsanwendungen, die Gas,

00:16:36: die jetzt in die Versorgungsphase integriert werden.

00:16:39: Auch das ist ein echter Fortschritt und stiftet Patienten.

00:16:44: Nutzen und der zweite Block ist das sogenannte Medizinforschungsgesetz

00:16:48: im Rahmen der Digitalstrategie des Einfaches, den Unternehmen ermöglicht,

00:16:55: an Forschungsdaten zu kommen und die für die Forschung und Entwicklung zu nutzen.

00:17:02: Auch das ist ein echter Fortschritt.

00:17:05: Ich könnte jetzt noch viele Punkte ansprechen.

00:17:09: Das elektronische Rezept, das grüne E-Rezept, auch da sehen wir Potenzial.

00:17:15: Also das sind Dinge, die das Gesundheitswesen voran bringen,

00:17:20: die mehr Chancen bringen, was Effizienzreserven angeht in der Versorgung.

00:17:28: Und was eben auch nochmal ganz, ganz wichtig ist,

00:17:33: die Versorgung der Patienten verbessert.

00:17:34: Und das sind die Themen, die wir dann auch adressieren müssen

00:17:38: in der Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten.

00:17:42: Bleiben wir bei den Patientinnen und Patienten, die gehen in die Apotheken,

00:17:47: um die von den in ihrem Verband versammelten Unternehmer hergestellten Produkte zu erwerben

00:17:52: und sich dazu auch beraten zu lassen.

00:17:55: Allerdings ist die Apothekenlandschaft in einem Umbruch.

00:17:59: Also gegensatz zu anderen Branchen kommt es für die Apotheken relativ spät.

00:18:03: Es ist eine hohe Konzentrationsentwicklung zu beobachten.

00:18:07: Und es ist eben auch der Wettkampf zwischen Online-Apotheken und den Vorort-Apotheken,

00:18:13: zur Kenntnis zu nehmen.

00:18:14: Wie sehen Sie denn die Rolle der Apotheker vor Ort in dem gesamten Arrangement

00:18:20: und wo sehen Sie da eine zukünfte Apotheke?

00:18:24: Also ich bin nach wie vor ein großer Anhänger der Apotheken vor Ort.

00:18:31: Ich habe das ja sehr lange intensiv in meiner parlamentarischen Tätigkeit begleitet,

00:18:37: da ja auch die Ein- oder An-Konstruktion immer wieder hatte.

00:18:42: Aber was mir wichtig war und auch heute ist, ist, dass die Apotheke für viele

00:18:48: die erste Anlaufstelle ist bei irgendwelchen gesundheitlichen Beschwerden.

00:18:54: Und diese Rolle, die es ist bewusst sein muss, viel viel stärker nach draußen gekehrt werden,

00:19:01: dass eben Apotheken Beratungsleistungen bringen,

00:19:06: dass Apotheken bei gewissen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Hilfestellungen leisten.

00:19:14: Das erleben wir ja zum Beispiel bisher schon über Jahre hinweg bei dem ganzen Bereich

00:19:20: OTC-Präparate, die ja nicht mehr von der GKV erstattet werden,

00:19:24: wenn es um Schnupfen, Erkältung, Heißigkeit und Ähnliches geht,

00:19:30: wo sozusagen eine gute Beratung und Versorgung gewährleistet wird.

00:19:36: Wir sehen Chancen, dass die Apotheken vor Ort,

00:19:42: dort in diesen Bereichen noch viel viel stärker aktiv werden können und auch müssen,

00:19:48: um sozusagen auch Ärzte zum Beispiel zu entlasten.

00:19:53: Da gab es eine Vergangenheit, jetzt schritt er im Bereich Impfen,

00:19:59: was ja auch ausgebaut werden soll, wo ich auch denke, dass die Apotheke

00:20:04: wesentliche Beiträge leisten kann.

00:20:07: Und dann geht es natürlich auch um die Frage, gibt es Indikationsgebiete,

00:20:13: denke zum Beispiel an gewisse Pilsenfektionen und Ähnlichem,

00:20:18: wo unter Umständen die Apotheke vor Ort schon die Lösung bringen kann,

00:20:25: die Versorgung, ohne dass man ärztlichen Kontakt braucht.

00:20:31: Das muss man aber sehr genau abgrenzen und das sind sehr, sehr sensible Themen,

00:20:37: aber wir sehen eben in der Stärkung der Selbstmedikation die Chance,

00:20:42: dass die Apotheke vor Ort in ihrer Kompetenz eine größere Rolle einnimmt.

00:20:50: Wir damit zum Beispiel auch Arztpraxen entlasten und zu guter Letzt.

00:20:56: Das ist ein ganz, ganz wesentliches Argument in den Diskussionen,

00:21:02: natürlich auch das GKV-System entlasten kann.

00:21:06: Wir haben das 2005 bei dem Thema OTCs erlebt, das ja dazu geführt hat,

00:21:12: dass das GKV-System jährlich um damals 2 Milliarden Euro entlastet wurde.

00:21:17: Ich bin mal davon aus, dass es heute irgendwo sich in einem Bereich

00:21:20: zwischen 4 und 5 Milliarden Euro bewegt, wenn man die Zahlen fortschreibt.

00:21:25: Also das bietet auch Darchancen.

00:21:27: Ich will jetzt nicht sagen, dass das direkt in so hoher Betrag wäre,

00:21:30: aber man muss sich mit dem Thema auseinandersetzen und sich darum kümmern.

00:21:34: Und wir erleben auch großes Interesse bei den Stakeholders aus dem Gesundheitswesen.

00:21:40: Bei diesem Thema es gibt immer wieder Persönlichkeiten,

00:21:45: die jetzt nicht direkt mit der Pharma-Industrie verbunden sind,

00:21:47: die das immer wieder erwähnen.

00:21:49: Professor Wasim hat es betont, dass es auch da eine Darchancen bestehen.

00:21:55: So nach dem Motto, die kleinen Risiken muss jeder eigenverantwortlich tragen,

00:22:01: damit die großen Risiken durch die Solidargemeinschaft abgedickt werden.

00:22:05: Ja, gestatten Sie mir meine Abschlussfrage.

00:22:07: Und zwar, Sie hatten ja lange Zeit im Bundestag Verantwortung

00:22:12: und sind inzwischen seit einigen Jahren eben für Pharma-Deutschland quasi

00:22:18: auf der anderen Seite, wenn Sie so aus der doppelten Sicht,

00:22:21: die Sie in Ihrem Erfahrungsschatz ja haben, draufblicken.

00:22:25: Wie können wir das Gesundheitssystem effizienter machen?

00:22:29: Weil wir haben in Deutschland eines der teuersten Systeme,

00:22:32: aber wenn man jetzt mal die Lebenserwartung der Bürgerinnen als Grundlage nimmt,

00:22:38: dann haben wir ein relativ wenig effizientes System.

00:22:42: Was ist so Ihre Idee?

00:22:44: Wie können wir das besser machen in den kommenden vier Jahren?

00:22:48: Also ich glaube, man würde einen großen Schritt nach vorne tun,

00:22:51: wenn man die Chancen, die sich mit der Digitalisierung verbinden, besser nutzt.

00:22:57: Das ist für mich ein ganz, ganz wichtiger Aspekt.

00:23:00: Zweiter Punkt, Abbau von Bürokratie.

00:23:05: Dass alle, die im Gesundheitswesen tätig sind,

00:23:09: nicht, was weiß ich, ein Drittel ihrer Arbeitszeite mit verdrängen,

00:23:14: irgendwelche Dinge zu dokumentieren, sondern dass man Freiväume schafft,

00:23:21: um sich eine bessere Versorgung zu kümmern.

00:23:26: Und der dritte Aspekt, der mir sehr, sehr wichtig ist,

00:23:30: ist natürlich auch die Frage,

00:23:32: ah, wie kriegen wir es besser hin, die Verzahnung und Verknüpfung der einzelnen Sektoren?

00:23:39: Auch das ist ein klassischer Dauerbrenner seit den 70er Jahren,

00:23:43: dass man sagt, ambulant und stationär muss besser für Knüpfeln,

00:23:48: ohne dass das bisher richtig gut funktioniert.

00:23:51: Und wir müssen uns auch drüber unterhalten,

00:23:55: wie wir die einzelnen Gesundheitsberufe in ihrer Kompetenz stärken,

00:24:01: ihr Potenzial nutzen und auch die Zusammenarbeit verbessern.

00:24:06: Wenn man die drei, vier Aspekte besser löst,

00:24:11: glaube ich, wäre schon viel gewonnen.

00:24:14: Und dann ist natürlich auch die Frage,

00:24:16: aber wie kriegen wir diese nachhaltige Finanzierung gut hin?

00:24:21: Da geht es auch nochmal um Stichworte von Eigenverantwortung,

00:24:26: vielleicht auch um Kostentransparenz.

00:24:28: Also das sind so Punkteaspekte, das sind die Aufgaben der neuen Regierung,

00:24:33: aber für mich ganz, ganz wichtig die ersten vier genannten Punkte,

00:24:37: die Digitalisierung, Abbau von Bürokratie,

00:24:40: die bessere Zusammenarbeit der Sektoren und zum Schluss

00:24:44: einfach auch des Zusammenspiel der Gesundheitsberufe optimieren.

00:24:48: Herr Rindrich, reist das?

00:24:50: Das weiß ich nicht, aber ich will Ihnen etwas erzählen,

00:24:54: was mich nachhaltig beeindruckt hat in meinem Parlamentarier Leben.

00:24:59: Wir hatten in den Jahren 2007, 2009 und 10

00:25:05: Jahre später, dass wir in den Jahren 2007

00:25:09: noch ein paar Jahre lang in der Regierung begonnen haben.

00:25:13: Und ich habe mich auch noch gut erinnern,

00:25:16: als Angela Merkel im Parlament eine Regierungserklärung abgab

00:25:21: und in diese Regierungserklärung formulierte,

00:25:27: wir kommen aus der Krise stärker, als wir hineingingen.

00:25:34: Wir haben in den Jahren 2011, 2013 plötzlich einen Wirtschaftsaufschwung,

00:25:43: eine stabile Konjunktur, Rekordzahlen bei dem Arbeitsplatzaufbau,

00:25:51: also immer mehr Beschäftigungsverhältnisse,

00:25:55: was dann innerhalb kürzester Zeit zu führte,

00:25:59: dass wir 30 Milliarden Rücklagen in der gesetzlichen Krankenversicherung hatten,

00:26:04: weil die Wirtschaft schlicht und ergreifend florierte.

00:26:08: Und deswegen muss es auch Ziel dieser Regierung sein,

00:26:12: alles dranzusetzen, dass die Wachstum generiert,

00:26:17: dass die Wirtschaft floriert, dass Arbeitsplätze aufgebaut werden.

00:26:21: Das ist der beste Schutz und die beste Maßnahme,

00:26:25: um das System zu verhindern.

00:26:28: Das ist das System der gesetzlichen Krankenversicherung nachhaltig zu finanzieren.

00:26:32: Da müssen wir einiges nachlegen, die neuen Zahlen für das Jahr 2025

00:26:38: sehen ja nicht so gut aus.

00:26:40: Genau, deswegen muss das eine Aufgabe sein, so ist es.

00:26:44: Ja, Herr Heinrich, vielen Dank für das Gespräch, ich wünsche Ihnen alles Gute.

00:26:48: Vielen Dank und Ihnen auch alles Gute, herzlichen Dank.

00:26:53: [Musik]

00:26:57: Wir hoffen, dass Ihnen diese Ausgabe von Einblick nachgefragt gefallen hat.

00:27:02: Bitte schicken Sie uns gerne Anregungen und Fragen an

00:27:06: gesundheitsmanagement@berlin-chemie.de

00:27:10: Sie finden unsere Kontaktdaten auch in den Show-Notes.

00:27:14: Wir empfehlen Ihnen für den schnellen Überblick der Trends im Gesundheitswesen

00:27:18: unseren wöchentlichen Einblick-Podcast sowie unseren Einblick-Newsletter.

00:27:22: Alles im Netz unter Einblick-Newsletter.de

00:27:28: [Musik]