EinBlick – Der Podcast

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00:00:00: Einblick der Podcast

00:00:02: Sie hören den Einblick Podcast, den Podcast fĂŒr den tieferen und dennoch knackigen Einblick in die relevanten

00:00:13: Ereignisse des Gesundheitswesens der vergangenen Woche vom Gesundheitsmanagement der Berlin Chemie.

00:00:19: Heute ist der 25. April 2025.

00:00:23: Welche Themen standen in dieser Woche im Mittelpunkt?

00:00:28: Umbau im Gesundheitswesen.

00:00:30: Geplantes PrimÀrarztsystem wird von Patient*innen abgelehnt.

00:00:34: Wann rechnet sich die Digitalisierung im Gesundheitswesen?

00:00:39: Klaud Offensive im Krankenhaus, wie Cogbus, Stuttgart und Bern, die Patient*innenreise neu denken.

00:00:47: Krankenhausreform, Deutsche Krankenhausgesellschaft DKG, begrĂŒĂŸt Paradigmenwechsel bei der Finanzierung des Bundesanteils,

00:00:55: kritisiert aber fehlende Förderung fĂŒr ambulante Angebote.

00:00:59: Womit fangen wir heute an?

00:01:06: Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag die EinfĂŒhrung eines verbindlichen PrimĂ€rarztsystems beschlossen.

00:01:14: Gesetzlich Versicherte mĂŒssen kĂŒnftig zuerst ihre HausĂ€rzt*innen aufsuchen, die sie bei Bedarf zu FachĂ€rzt*innen ĂŒberweisen.

00:01:22: Ausnahmen gelten nur fĂŒr GynĂ€kolog*innen und AugenĂ€rzt*innen.

00:01:26: Eine Umfrage des Instituts fĂŒr Mikrodatenanalyse im Auftrag der IK Innovationskasse und der Bayerischen FachĂ€rzt*innen zeigt,

00:01:34: dass etwa zwei Drittel der Patient*innen diese Neuregelung ablehnen.

00:01:38: Sie befrĂŒchten einen Verlust an Selbstbestimmung.

00:01:41: Die neue Regierung verschiebt die Stabilisierung der Finanzen in der gesetzlichen Krankenversicherung.

00:01:48: Statt sofortiger Maßnahmen setzt sie eine Kommission ein, die erst im FrĂŒhjahr 2027 VorschlĂ€ge prĂ€sentieren soll.

00:01:56: Der von den Gesundheitsexpert*innen in den Koalitionsverhandlungen ursprĂŒnglich geplante Ausgleich

00:02:01: von jĂ€hrlich 10 Milliarden Euro fĂŒr BĂŒrgergeldbeziehende wurde in den finalen Verhandlungen gestrichen.

00:02:07: Karola Reimann vom AOK Bundesverband kritisiert, dass die Regierung keine realistischen HandlungsspielrÀume einplant.

00:02:16: Mehrere gesetzliche Krankenkassen fordern weitergehende Maßnahmen zur Stabilisierung des Gesundheitssystems.

00:02:21: Sie begrĂŒĂŸen die im Koalitionsvertrag vereinbarte Steuerfinanzierung des Krankenhausreform/Transformationsfonds sehen jedoch weiteren Handlungsbedarf.

00:02:30: Sie verlangen strukturelle Reformen im Arzneimittelmarkt und steuerliche Entlastungen wie eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel von 19 auf 7 Prozent.

00:02:41: Ohne diese Maßnahmen drohen erhebliche Beitragssatzerhöhungen.

00:02:46: Die von den Krankenkassen geforderte RĂŒckerstattung der Pandemiekosten von mehr als 5,5 Milliarden Euro fĂŒr die Pflegeversicherung, die noch im Arbeitsgruppenpapier angekönigt wurde, fehlt im finalen Koalitionsvertrag.

00:02:58: Stattdessen soll eine Bund-LĂ€nder-Arbeitsgruppe bis Ende 2025 Grundlagen fĂŒr eine Pflegerreform erarbeiten.

00:03:05: Wirtschaftsexpert*innen warnen vor einem weiteren Anstieg der SozialbeitrÀge.

00:03:11: Das Berliner Forschungsinstitut IGES prognostiziert, dass die Gesamtbelastung der BĂŒrger*innen von derzeit 42 auf etwa 49 Prozent innerhalb der nĂ€chsten zehn Jahre steigen wird.

00:03:23: Marcel Fratscher vom Deutschen Institut fĂŒr Wirtschaftsforschung kritisiert, dass der Koalitionsvertrag das Problem verschĂ€rft, anstatt Lösungen anzubieten.

00:03:32: WÀhrend auf bundespolitischer Ebene Entscheidungen vertagt werden, entwickeln regionale Akteure eigene LösungsansÀtze.

00:03:41: Die Oberlausitz-Kliniken starten ein Modellprojekt gegen den Ärztemangel im lĂ€ndlichen Raum.

00:03:46: Sie setzen auf kĂŒnstliche Intelligenz, Telemedizin und mobile Teams, um kleine medizinische Versorgungseinheiten zu schaffen.

00:03:54: Zudem planen sie ein ambulantes Operationszentrum in Bischofswerda.

00:03:59: Das sĂ€chsische Staatsministerium fĂŒr Umwelt und Landwirtschaft fördert die Studie mit 225.000 Euro.

00:04:07: Solche Innovationen könnten auch die Rolle des Praxispersonals neu definieren.

00:04:11: Eine aktuelle Versichertenbefragung des GKV-Spitzenverband zeigt, dass jeder vierte Patient keinen Kontakt zum Àrztlichen Personal hat, wenn er eine Hausarztpraxis besucht.

00:04:22: Die Vize-Vorsitzende Stefanie Stoff-Anis fordert daher mehr Kompetenzen fĂŒr nichtĂ€rztliches Praxispersonal.

00:04:30: Der HausÀrztinnen- und HausÀrzteverband sieht sich durch die aktuelle Befragung in seinem Happy-Modell bestÀrkt.

00:04:37: Das Modell sieht vor, dass hausÀrztliche PrimÀrversorgungszentren von HausÀrztinnen oder HausÀrzten geleitet werden und mindestens eine akademisch qualifizierte nichtÀrztliche Fachkraft fest ins Kernteam integriert ist.

00:04:50: Ziel ist es, die hausÀrztliche Versorgung durch interprofessionelle Zusammenarbeit zu stÀrken und den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.

00:04:59: Der Verband fordert zudem, den klassischen Arzt-Patienten-Kontakt weiterzuentwickeln und kĂŒnftig als Praxis-Patienten-Kontakt zu verstehen, bei dem verschiedene Berufsgruppen gemeinsam die Versorgung der Patientinnen und Patienten ĂŒbernehmen.

00:05:12: Die kĂŒnftige Bundesregierung plant, investorengetragene medizinische Versorgungszentren EMVZ stĂ€rker zu regulieren.

00:05:27: Ein vom Bundesverband der Betreiber Medizinische Versorgungszentren, BBMV beauftragt das Rechtsgutachten des MĂŒnchner Juristen Prof. Martin Burgi, zeigt erhebliche juristische HĂŒrden fĂŒr die geplante Regulierung auf.

00:05:40: Laut dem kĂŒrzlich vorgestellten Gutachten wĂ€ren die meisten diskutierten Verbots- und BeschrĂ€nkungsmaßnahmen verfassungs- und europarechtlich bedenklich.

00:05:50: Ein Eingriff in die Berufsfreiheit der Betreiber*innen wĂ€re nur bei nachweislicher GefĂ€hrdung eines ĂŒberragend wichtigen Gemeinschafts-Guts, z.B. die Patientensicherheit, zu rechtfertigen.

00:06:01: Als rechtlich umsetzbar gelten laut Gutachten lediglich strengere Transparenzregeln fĂŒr EigentĂŒmerstrukturen und Mittelverwendung, die Missbrauch verhindern könnten.

00:06:16: Als erst Milliarden investieren, dann Kostensparen, bei der Digital Health-Messe DEMEA suchten Expert*innen nach Wegen, wie die Digitalisierung im Gesundheitswesen wirtschaftliche Vorteile bringen kann.

00:06:29: Erste Erfolge gibt es bereits ĂŒber 700 Millionen eingelöste Ehrezepte und eine geringe Widerspruchskwote von nur 5% bei der elektronischen Patientenakte.

00:06:41: Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen, die Digitalisierung ist fragmentiert, analoge Prozesse werden oft unreflektiert, digitalisiert und bei Anwender*innen fehlt hÀufig das nötige Mindset.

00:06:53: Aber wie steht es derzeit um die Akzeptanz digitaler Angebote?

00:06:57: Eine Umfrage von Teleklinik zeigt, dass nur 12% der Erwachsenen Videosprechter*innen nutzen.

00:07:03: Dabei sieht mehr als die HĂ€lfte der Befragten die ersparte Anfahrt als grĂ¶ĂŸten Vorteil.

00:07:09: Um die Nutzung zu fördern,

00:07:11: die KassenĂ€rztliche Bundesvereinigung und der GKV-Spitzenverband neue Regelungen eingefĂŒhrt.

00:07:16: Diese erlauben bis zu 50 Prozent Videobehandlungen bei bekannten Patient*innen ohne Leistungsbegrenzungen.

00:07:23: Online-Arztplattformen kritisieren jedoch die strengere Obergrenze von 30 Prozent bei unbekannten Patient*innen.

00:07:30: Gottfried Ludwig von T-Systems warnt, uns fliegt das System um die Ohren, wenn wir nicht digitalisieren.

00:07:37: Der IT-Report Gesundheitswesen der Hochschule OsnabrĂŒck zeige weiterhin erhebliche Defizite.

00:07:43: Das Problem liegen nicht in fehlender Technologie, sondern in der mangelnden Cloud-Integration und Vernetzung bestehender Systeme.

00:07:52: Die Cloud-Transformation spielt eine zentrale Rolle bei Digitalisierungsprojekten im deutschsprachigen Raum.

00:07:58: In Cottbus baut das Klinikum der Medizinischen UniversitÀt Lausitz eine skalierbare Cloud-Infrastruktur auf.

00:08:05: Gleichzeitig fĂŒhrt das Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart ein fĂŒnfjĂ€hriges Cloud-Migrationsprojekt durch.

00:08:11: Noch einen Schritt weiter geht das UniversitÀtsspital Bern mit dem US-Krankenhaus-Informationssystem "APIC".

00:08:19: Unsere 30.000 Nutzer*innen profitieren von einem System, das konsequent die Patientenreise in den Mittelpunkt stellt, sagt der Àrztliche Direktor Martin Fiedler.

00:08:31: Er betont, dass KrankenhÀuser die digitale Transformation nur dann erfolgreich umsetzen können,

00:08:36: wenn sie Abteilungs-Silos auflösen und Patient*innen direkten Zugang zu ihren Daten gewÀhren.

00:08:43: Die technische Entwicklung schreitet voran.

00:08:46: Der Mobilfunkstandard 5G ermöglicht bereits Fernoperationen im deutsch-französischen Projekt 5GOR.

00:08:54: In drei digital vernetzten OperationssĂ€len fĂŒhren Ärzte roboterassistierte Eingriffe durch.

00:09:00: Die nahezu verzögerungsfreie DatenĂŒbertragung ist dabei entscheidend.

00:09:04: Bislang fanden diese Eingriffe allerdings ausschließlich an Modellen und Phantomen statt,

00:09:09: um die Technologie unter realitÀtsnahen Bedingungen zu testen und weiterzuentwickeln.

00:09:14: Der kĂŒnftige 6G-Standard soll bis zu 50-mal schneller sein und die KI-gestĂŒtzte EchtzeitĂŒberwachung von Patient*innen ermöglichen.

00:09:28: Die amtierende Bundesregierung hat die Verordnung zur Verwaltung des Transformationsfonds im Krankenhausbereich im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.

00:09:37: Die deutsche Krankenhausgesellschaft DKG begrĂŒĂŸt diesen Schritt zur Finanzierung der Krankenhausreform.

00:09:43: Henriette Neumeier, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG,

00:09:48: lobt besonders, dass die Transformationskosten nicht mehr hauptsÀchlich von gesetzlich Versicherten getragen werden.

00:09:54: Stattdessen will der Bund die Finanzierung ĂŒber ein Sondervermögen sicherstellen.

00:09:59: Ein wichtiger Punkt bei der Krankenhausfinanzierung wird von der DKG positiv aufgenommen.

00:10:05: Investitionen, die dazu dienen, bestehende Strukturen zu erhalten, sind nun doch nicht mehr grundsÀtzlich von Fördergeldern ausgeschlossen.

00:10:12: Eine Abkehr von frĂŒheren PlĂ€nen, wie sie ursprĂŒnglich vom GeschĂ€ftsfĂŒhrenden Bundesgesundheitsminister Lauterbach vorgesehen waren.

00:10:19: Gleichzeitig Ă€ußert die DKG aber auch Kritik.

00:10:22: Der Ausschluss ambulante Angebote von der Förderung stehe im Widerspruch zum wichtigen Ziel, die Versorgung ĂŒber Sektorengrenzen hinweg zu verbessern.

00:10:31: Ab Ende April steht die elektronische Patientenakte EPA bundesweit zur VerfĂŒgung und wird ab Oktober fĂŒr Ärzt*innen und Kliniken verpflichtend.

00:10:46: Patient*innen erhalten automatisch eine EPA, können diese jedoch aktiv widersprechen.

00:10:51: Die Zahl der WidersprĂŒche bleibt, wie gesagt, ĂŒberraschend gering.

00:10:55: Mit durchschnittlich gut 5% sogar deutlich weniger als von der Bundesregierung erwartet.

00:11:01: Die Bundesdatenschutzbeauftragte Luisa Specht-Riemenschneider sieht aktuell keine gravierenden Datenschutzprobleme bei der EPA,

00:11:09: betont jedoch Verbesserungsbedarf bei AufklÀrung und Benutzerfreundlichkeit.

00:11:14: Sie forderte bei der Vorstellung des TĂ€tigkeitsberichts fĂŒr das Jahr 2024 in Berlin klare rechtliche Grundlagen fĂŒr den Einsatz

00:11:22: und das Training von kĂŒnstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen zu schaffen, um Datenschutz und Innovation zu verbinden.

00:11:29: Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass Impfungen gegen bestimmte Viren das Risiko fĂŒr Demenz deutlich senken könnten.

00:11:41: Eine in der Fachzeitschrift Nature fĂŒr öffentliche Studie zeigt, dass Menschen, die gegen GĂŒrtelrose geimpft wurden,

00:11:47: in den sieben Jahren nach der Impfung ein um etwa ein fĂŒnftel geringeres Demenzrisiko aufweisen.

00:11:53: Forschende sehen darin einen wichtigen Hinweis auf die Rolle von Viren und EntzĂŒndungsprozessen bei der Entstehung von Alzheimer.

00:12:01: Auch regelmĂ€ĂŸige Bewegungen kann das Erkrankungsrisiko verringern.

00:12:05: Allerdings fehlen bislang endgĂŒltige Beweise fĂŒr die Virenhypothese und die Forschung sucht weiterhin nach wirksamen Strategien zur PrĂ€vention neurodegenerativer Erkrankungen.

00:12:16: Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die politische Debatte um PrÀventionanbedeutung.

00:12:22: Die Deutsche Allianz "Nicht ĂŒbertragbare Krankheiten" kurz dank bedauert,

00:12:27: dass im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung verbindliche Maßnahmen zur Reduktion nicht ĂŒbertragbarer Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen weitgehend fehlen.

00:12:38: Dank fordert gezielte politische Initiativen, um Kinder und Jugendliche besser vor gesundheitsschĂ€dlichen EinflĂŒssen zu schĂŒtzen

00:12:45: und langfristig die Krankheitslast in der Bevölkerung zu senken.

00:12:54: Soweit unser RĂŒckblick. Welche Themen sind wichtig fĂŒr die kommenden Wochen?

00:12:58: Seit Februar dieses Jahres verschreiben HausÀrzt*innen in Neuenburg, einer Stadt im Westen der Schweiz,

00:13:05: Museumsbesuche als Teil eines Pilotprojekts zur Förderung psychischer Gesundheit und PrÀvention.

00:13:11: PrÀvention könnte das kommende Bus-Word der Gesundheitsbranche werden.

00:13:16: Nicht nur im Koalitionsvertrag der geplanten Bundesregierung spielt es eine Rolle, auch die Helmholtz-Gemeinschaft intensiviert mit einer neuen Taskforce ihre PrÀventionsforschung,

00:13:26: um Krankheiten frĂŒher zu erkennen und gezielt vorzubeugen.

00:13:30: Innovative Technologien und interdisziplinÀre Zusammenarbeit sollen PrÀvention zur tragenden SÀule einer nachhaltigen Gesundheitsstrategie machen.

00:13:43: Hat Ihnen die breite und bunte Palette an Nachrichten und Informationen gefallen?

00:13:48: Gerne können Sie unseren Podcast weiter empfehlen.

00:13:51: Schreiben Sie uns Ihre Anregungen und Fragen bitte an gesundheitsmanagement@berlin-chemie.de

00:13:59: Sie finden unsere Kontaktdaten auch in den Shownotes.

00:14:03: Wir freuen uns, wenn Sie am 9. Mai wieder dabei sind beim Einblick Podcast vom Gesundheitsmanagement der Berlin Chemie.

00:14:12: [Musik]

00:14:20: ĂŒbersixĂČ.com